Schottlanddas Land der kargen Berggipfel, der großen Seen und der schönen Wälder, über das geheimnisvolle, märchenhafte Geschichten kursieren. Das Land der Kilts, Dudelsäcke und Hochlandkühe und das Land, in dem vier Jahreszeiten am selben Tag stattfinden können. Es ist das Land, das Maks' Herz seit Jahren höher schlagen lässt und auf das Jeffrey immer noch am meisten neugierig ist. Das Land schreit nach Freiheit und schreit nach Abenteuer. Es war also ganz klar, dass wir mit unserem selbstgebauten Wohnmobil und zwei Schotterrädern einige Zeit in diesem Land verbringen wollten, um den Schotterhimmel" zu erkunden.
Text und Fotos: Maks Groeneveld / Jeffrey Wiese
AVIEMORE
Aviemore ist so ein "Kieshimmel". Oder eigentlich ein Outdoor-Himmel. Das merkt man sofort, wenn man in die Stadt hineinfährt. Es sind die Outdoor-Enthusiasten, die hier im Mittelpunkt stehen - ohne dass es zu touristisch wirkt; zum Glück! Wir bleiben drei Nächte in der Nähe von Aviemore, um von hier aus die Westseite und dann die Ostseite der Stadt auf Schotterrädern zu erkunden.
ROUTE 1 - BURMA ROAD ROUTE: EIN HARTER ANSTIEG UND DANN GENIESSEN!
Bei herrlichem Wetter fuhren wir mit dem Wohnmobil von unserer vorherigen Unterkunft im Norden in Richtung der südlicheren Stadt Aviemore. Es versprach ein schöner Tag zu werden, aber sobald wir in Aviemore umstiegen, zogen immer dunklere Wolken am Himmel auf. Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, dass das Wetter in Schottland in beide Richtungen gehen kann. Also stopften wir schnell unsere Mackintoshes in die Lenkertasche und waren bereit zur Abfahrt!
Über die Autobahn zum Schottergold
Kurz nachdem wir Aviemore verlassen haben, müssen wir ein wenig suchen. Schickt uns die Route wirklich auf die A-Road? Dann entdecken wir den Singletrack im Grünstreifen. Dieser Weg führt uns durch ein Waldstück neben der Autobahn - die übrigens bald nicht mehr zu hören ist. Nach einem Kilometer auf dem Singletrail gelangen wir auf einen breiteren Schotterstreifen. Hier können wir die Beine ein wenig aufwärmen, bevor wir die Burma Road erreichen und der Anstieg beginnt. Die Burma Road ist eine Steigung von etwa 4,5 Kilometern mit etwa 500 Höhenmetern. Danach hat man bereits 500 der 580 Höhenmeter hinter sich und kann auf den verbleibenden 31 Kilometern die (meisten) Abfahrten genießen! Wir beginnen den Aufstieg voller guter Laune, denn diese verspricht, später belohnt zu werden.
Goois-Kies in Schottland
Der Weg nach oben besteht aus einer Schotterpiste, wie man sie nicht oft sieht in Schottland; es scheint fast Goois Schotter - So schön ist der größte Teil der viereinhalb Kilometer langen Strecke. Nur gelegentlich (und am Ende) sieht man eine Menge loser Steine auf dem Weg und es gibt fast keine Schlaglöcher. Trotzdem ist es eine ziemlich harte Strecke mit Steigungen von 8 bis 15 Prozent. Von Zeit zu Zeit werfen wir einen flüchtigen Blick über die Schulter, um die Aussicht zu genießen; dort sehen wir wunderschöne sanfte Hügel. Die dunklen Wolken hängen weiterhin bedrohlich über uns und wir hören ein Rumpeln in der Luft. Wir scheinen dem Regen einen Schritt voraus zu sein, treten gleichmäßig in die Pedale über den Schotter und zögern zwischenzeitlich einen Moment, ob wir diesen Anstieg nicht lieber hinuntergefahren wären (ein entgegenkommendes Auto genießt es sichtlich, den Hügel hinunterzufahren - was wir gut verstehen können), aber wir können auch die nächsten Kilometer kaum erwarten. Mit zügigem Herzklopfen erreichen wir die Spitze der Burma Road, von wo aus wir einen schönen Blick auf die Cairngorms.
Der Abstieg ist schön
Und dann ist es Zeit für den Abstieg. Es dauert nicht lange, bis wir uns in einer der schönsten Schotterabfahrten wiederfinden, die wir bisher gesehen haben. Die lange, gerade Strecke durchquert die Landschaft präzise. Wir biegen kurz ab und rasen mit Vollgas in die ach so schöne Leere des Tals. Links die Ebene, rechts die Ebene. Rollende Hügel am Horizont. Ein breites Grinsen auf unseren Gesichtern und das Adrenalin in unseren Körpern ist spürbar.
Nach dem Abstieg überqueren wir einen hübschen kleinen Fluss. Von dort aus geht der breite Schotterstreifen in einen schmaleren Singletrack über. Das meiste davon ist mit etwas Technik machbar; trotz des Regens sieht der Singletrack toll aus. Der Weg führt entlang des kleinen Flusses, den wir gerade überquert haben. Mal fahren wir zwischen den Bäumen, dann wieder durch die kahle schottische Landschaft und wenig später sind wir plötzlich in einer geheimnisvollen Waldlandschaft unterwegs. Der Weg wird wieder breiter und ist hier so schön und hügelig, dass wir uns ein paar Sprints nicht verkneifen können. Was für ein Vergnügen ist das!
Halt in Carrbridge
Etwa 23 Kilometer vom Start entfernt fahren wir in das Dorf Carrbridge, wo wir an einem Spar-Supermarkt und einigen Cafés vorbeikommen. Wir radeln weiter, denn es ist schon etwas später und der Himmel wird immer dunkler. Sieben Kilometer lang fahren wir auf einer asphaltierten Autobahn - auf der wir übrigens kein einziges Auto gesehen haben - zwischen den Bäumen hindurch. Es ist wunderschön, hier zu radeln. Wir können eine Weile Tempo machen, plaudern und sprinten, bis wir bei Kilometer 29 auf einen weiteren Schotterstreifen abbiegen. Auch auf dieser Strecke hört der Spaß nicht auf, es ist wieder ein wahnsinnig cooler, hügeliger Streifen durch den Wald. Wir treffen fast keine Leute und machen ein gutes Tempo. Dann fängt es auch noch an, richtig stark zu regnen. Aber wir genießen es, denn dieses nasse Wetter passt zu der Umgebung.
Zurück nach Hause
Wir stoßen wieder auf Schilder mit der Aufschrift "Aviemore" und radeln unter dem Bahnhof hindurch ins Dorf. Dort können wir nicht widerstehen, einen Fisch zu essen, bevor wir uns auf den Rückweg zu unserem Wohnmobil machen. Hier in Schottland essen wir während der Fahrt keinen holländischen Kuchen und Kaffee, sondern greifen normalerweise zu den fettigen Fish & Chips. Nicht immer die beste Wahl, wenn man eine lange Fahrt vor sich hat, aber sehr lecker. Zum Glück müssen wir dieses Mal nur noch einen Kilometer bis zum Campingplatz fahren. Wie gut, dass wir dort angekommen sind und nach mehreren Nächten des wilden Campens jetzt eine heiße Dusche haben!
ROUTE 2 - AN LOCHAN UAINE: EINE BEZAUBERNDE ROUTE ENTLANG DES GRÜNSTEN SEES IN SCHOTTLAND
Am zweiten Tag ist die Ostseite von Aviemore an der Reihe. Bevor wir aufbrechen, gönnen wir uns noch einen kurzen Einkaufsbummel in der Einkaufsstraße, in der wir zuvor mehrere Outdoor-Läden entdeckt hatten. Dort ergattern wir einige schöne Sachen, darunter zwei neue Regenjacken, die wir in diesem regnerischen Land gut gebrauchen können. Eine Stunde später steigen wir widerwillig in unsere immer noch durchnässten Radschuhe. Mit den neuen Jacken bewaffnet, schwingen wir uns auf unsere Räder. Die ersten Tropfen fallen bereits vom Himmel, aber eigentlich freuen wir uns schon auf eine schöne Schotterfahrt im Regen.
Rollender Schotter auf der Autobahn
Nach zweieinhalb Kilometern verlassen wir den Asphalt und fahren auf einem hügeligen Schotterstreifen entlang der Autobahn. Hier hat man bald das Gefühl, mitten in der Natur zu sein. Manchmal schießen wir kurz die Straße hinauf, um dann wenig später den Schotterstreifen wieder aufzunehmen oder ihn kurz zu überqueren. Etwa sieben Kilometer lang folgen wir diesem Weg. Während wir gestern auf der Westseite von Aviemore das Reich für uns alleine hatten, müssen wir uns den Weg nun gelegentlich mit anderen Radfahrern und Wanderern teilen. Nicht, dass das lästig wäre; die Landschaft ist wunderschön und das Überholen geht leicht von der Hand - auch wenn es gewöhnungsbedürftig ist, auf der rechten Seite zu überholen. Nach einer Weile entdecken wir, was diese Menschen anzieht: Wir fahren an Glen Morlich vorbei, einem kleinen See, der viele Menschen anzieht. Hier gibt es ein Wassersportzentrum und ein Besucherzentrum, von dem aus mehrere Wanderwege starten. Als wir weiterradeln, wird es bald ruhiger.
Wir wollen mehr!
Plötzlich schimmert etwas durch die Bäume. Das muss sein Lochan Uaine der grünste See Schottlands sein. Man kann dies einfach durch die grünen Algen im Wasser oder die Spiegelung der Bäume erklären, aber die Schotten haben lieber ihre eigene Theorie. Es heißt, dass die Feen aus dem Wald hier ihre Wäsche waschen. Aber wir mögen sie, all diese schottischen Mythen und Legenden. In dieser märchenhaften Landschaft glauben wir fast selbst an sie.
Lätzchen in Lochan Uaine eintauchen
Lochan Uaine ist ein schöner Ort, um eine Weile zu verweilen. Wir sehen sogar zwei Leute, die ein Bad im Wasser nehmen. Dies ist definitiv ein perfekter Ort für ein "Bad mit Lätzchen" (ob man nun durch ein Bad oder durch den Regen durchnässt wird, wo ist der Unterschied?), aber heute ist es etwas kühl und wir ziehen es vor, es vom trockenen Land aus zu genießen. Gleich nach dem kleinen See gibt es einen kurzen Anstieg. Er ist zwar nicht steil, aber mit vielen großen, losen Steinen auf dem Weg trotzdem eine nette Herausforderung. Dann folgt eine herrlich lange Schotterabfahrt; fast zehn Kilometer geht es überwiegend bergab. Es ist ein schöner Weg durch den Wald, auf dem wir niemanden treffen. Einmal mehr wird uns klar, dass wir ein fantastisches Schottergebiet betreten haben.
Singletrack für alle Zeiten
Nach etwa 30 Kilometern fahren wir eine Zeit lang auf einem Singletrail entlang einer Autobahn. Dann kommen wir in dem Dorf 'Boat of Garten' an. Eine kleine Stadt, in der man etwas essen und trinken kann. Wir fahren weiter, da wir insgeheim wieder Lust auf die Fish & Chips in Aviemore haben.
Nach 36 Kilometern kommt man an eine Kreuzung. Von hier aus verläuft die Route wie die des Vortages. Wir wissen bereits, dass diese Strecke wunderschön ist, und sie enttäuscht uns auch diesmal nicht. Natürlich beenden wir die Fahrt wieder mit Fish & Chips.
Aviemore ist ein großartiger Schotterplatz, auf dem man es so verrückt machen kann, wie man will. Die oben genannten Routen machen also auch einzeln Spaß, aber man kann sie auch zusammenlegen. Schauen Sie sich beide Routen und die kombinierte Variante (bei der die zweite Route in die entgegengesetzte Richtung verläuft) in der Sammlung auf Komoot an.
Möchten Sie mehr über das Radfahren in Schottland erfahren? Dann finden Sie auf der Website von Visit Scotland Routen und andere Herausforderungen: https://visitscotland.com/things-to-do/outdoor-activities/cycling
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