Es ist ein Donnerstag im August gegen Mittag. Heute radeln wir zur Barrage d'Emosson, in der Gegend von Martigny. Die Sonne steht hoch am strahlend blauen Himmel. Ich schaue schnell auf meinen Fahrradcomputer: 10% Steigung. Es fühlt sich wie das Doppelte an. Schweißperlen perlen von meinem Gesicht. Ein Mitradler ruft mir zu: 'Ab hier wird es etwas steiler'. Mein Mut sinkt. Zum Glück habe ich noch Platz zum Runterschalten. Oben angekommen, erwartet mich eine schöne Aussicht auf den Emosson-Damm. Das spornt mich an.

Von: Sander Kolsloot - Fotos: Alain Rumpf
Gebiet der Fußballweltmeisterschaft
Barrage d'Emosson oder Finhaut-Emosson liegt im Kanton Wallis (Dort hätte im September 2020 ein komplettes Weltcup-Spektakel stattfinden sollen. Der Coronavirus machte uns einen Strich durch die Rechnung: Die WM wurde abgesagt und nach Italien verlegt. Dennoch hatten wir die Möglichkeit, einige schöne Strecken in der Region zu erkunden und ein bisschen WM-Feeling zu erleben.
Lokaler Held
Am ersten Tag unseres Aufenthalts in Martigny, Wallis, wurden wir freundlich empfangen von Alain Rumpf, unserem Führer, und dem ehemaligen Profi Steve Morabito. Wir werden mit einer ausführlichen Erkundung der Strecke konfrontiert, die eigentlich die Weltcupstrecke hätte sein sollen. Morabito ist der Lokalmatador, geboren in Monthey, nur 20 km von Martigny entfernt. Heute ist er Botschafter der Region, kümmert sich aber vor allem darum, die Radwege im Wallis sicherer zu machen. Er hat persönlich dafür gesorgt, dass mindestens 15 Anstiege mit Schildern versehen und Radwege kartiert wurden. Ein guter Beitrag des ehemaligen Schweizer Meisters.
Scherprechter
Nach einer kurzen Einführung rollen wir langsam aus Martigny heraus. Schon bald kommt der Col de la Petit Forclaz, das einstige Prunkstück der Weltcupstrecke. Mit über vier Kilometern Steigung und fast zehn Prozent Durchschnittssteigung ist dies ein harter Wadenbeißer. Schnaufend und ächzend erreichen wir den Gipfel. Morabito wartet auf uns und lächelt. Das ist ein gutes Aufwärmen, nicht wahr?", kichert er. Er hat noch genug Puste, um leise von seiner Arbeit als Botschafter des Wallis zu erzählen. Eine schöne Ergänzung zu der herrlichen Aussicht über das Tal in Richtung Martigny.
Barrage d'emosson
Nach einem kurzen Kaffee- und Wasserstopp, es sind fast 30 Grad in der prallen Sonne, setzen wir unseren Weg in Richtung Barrage D'Emosson fort. Dieser Anstieg war der Schlussanstieg der 17. Etappe der Tour de France 2016, eine Etappe, die auf den letzten Kilometern zu Entscheidungen in der Gesamtwertung führte.
MORABITO!
Wir kriechen im Schneckentempo hinauf und verstehen zunehmend, warum. Die Schilder am Wegesrand, von denen uns Morabito so stolz erzählt hat, geben genaue und manchmal schmerzhafte Informationen über die nächsten Kilometer. Steigungsraten von über 10 Prozent sind eher die Regel als die Ausnahme. Je näher man dem Gipfel kommt, desto steiler scheint es zu werden. Morabito fährt hier oben mit besonderer Leichtigkeit. Mehr als 200 Mal ist sein Name auf die Straße gemalt worden. Ein Geschenk des von seinem Bruder geleiteten Fanclubs. Ich schätze, das wird für zusätzliche Moral sorgen.
Atemberaubende Aussichten
Auf dem Gipfel angekommen, verstummen wir. Buchstäblich und im übertragenen Sinne. Der Blick auf die Alpengipfel mit dem Mont Blanc in der Ferne ist überwältigend. Für einen Moment bin ich wirklich ergriffen. Die Kombination mit dem Stausee und der Staumauer macht das Bild komplett. Das Klicken der Kameras und die Schreie der Bewunderung durchbrechen die Stille.
Auch zurück
Nach einem guten Schweizer Mittagessen und einer kurzen Fahrt über den Staudamm, stürzen wir uns in die Abfahrt. Dies war bereits schön bergauf, aber bergab sind wir mit einem technischen Abstieg präsentiert, mit guten Straßenbelag und ein paar schöne scharfe Kurven. Der Verkehr ist nicht allzu schlimm, was bei einer Abfahrt wie dieser sehr hilfreich ist. Unten erwartet uns ein kleiner Anstieg zum Gipfel des Forclaz, bevor wir über eine schöne Abfahrt in Martigny ankommen.
Detail: Der Zähler zeigt fast 80 km/h an, und während alle anderen unten in den Steigbügeln hängen, lehnt Morabito locker mit den Händen auf dem Lenker.
Lieber Mechaniker
Der Schweizer ist völlig entspannt, aber auch extrem hilfsbereit. Beim Abstieg habe ich eine Reifenpanne. Keine Kleinigkeit. Zum Glück ist es ein langsamer Luftverlust, aber immer noch ernst genug für einen Reifenwechsel. Steve schnappt sich schnell das Rad und wechselt den Reifen wie ein erfahrener Mechaniker. Gleichzeitig gibt er Tipps für weitere Anstiege und hilft, den Sattel besser zu befestigen. Damit habe ich nicht gerechnet und halte die Szene eifrig auf Film fest. Was für ein wundervoller Tag auf dem Rad und was für ein einzigartiger Ort, den man besuchen kann.
Bleiben Sie
Die Schweiz verfügt im Allgemeinen über sehr gute Unterkünfte. Für Radfahrer gibt es zusätzlich spezielle Fahrradhotels, mit abgeschlossenen Abstellräumen für Fahrräder, Platz zum Basteln und besonders guter Ausstattung (auch das Frühstück ist ein Muss). Wenn Sie im Wallis radeln, können Sie, wie wir es getan haben, in Martigny im Hotel Campanille. Das wurde gerade von einem "fahrradfreundlichen" zu einem offiziellen Fahrradhotel.
Essen - Trinken
Wenn man im Wallis radelt, stösst man immer wieder auf tolle Orte, an denen man einkehren kann. Oben auf dem Forclaz gibt es eine schöne Taverne, in der man einen Kaffee trinken und sein Wasser im Brunnen auffüllen kann. Auf der Staumauer von Emosson gibt es ein gutes Mittagslokal mit lokalen Spezialitäten.
Nützlich zu wissen: Im Winter sind viele Pässe und Anstiege wegen Schnee (und Eis) geschlossen. Wenn Sie wissen wollen, ob Sie in der Nähe radeln können: Auf der Website der Schweizer Alpen Pässe finden Sie die aktuellsten Informationen über die Öffnung dieser Pässe. https://alpen-paesse.ch/en/
Wie man dorthin kommt
Die Schweiz ist von den Niederlanden aus leicht mit dem Auto zu erreichen, obwohl die Region um Aigle - Martigny mindestens 10-11 Stunden Nettofahrzeit erfordert. Eine gute Alternative ist der Zug. Die Schweiz hat eines der besten Zugsysteme Europas und es besteht auch die Möglichkeit, einen Swiss Travel System Pass für mehrere Tage (bis zu 14 Tage) zu kaufen. Alle Informationen dazu finden Sie unter der Standort der SBB
Sie können mit dem Nachtzug nach Basel fahren oder einen regulären Zug nehmen, bei dem Sie allerdings prüfen müssen, ob Sie Ihr Fahrrad mitnehmen können. Über Nightjet.de finden Sie eine Menge Informationen.