Wer in Italien Rad fährt, denkt fast automatisch an die Dolomiten, das Stilfser Joch und die Toskana. Aber in ganz Italien erwarten Sie, auch dank der Appenninen, schöne Strecken, auf denen Sie Rad fahren können. Denn in der Lombardei kann man schön bergauf fahren, zum Beispiel am Comer See. Oder wie wäre es mit dem Piemont? Oder der Emilia Romagna, die wir alle während der Rad-WM 2020 zu sehen bekommen haben. Und so weiter. Wir waren im Urlaub etwas östlich von Verona, wo der Lessinia-Park liegt (oder ganz: Parco Naturale Regionale Della Lessinia). Radfahren in Venetien ist relativ unbekannt. Dieser Parco Naturale Regionale Della Lessinia ist einer davon. Ein Juwel, was uns betrifft.
Klettern im Schatten
Der Nationalpark befindet sich in der Region Venetien, etwa 30 km nördlich von Verona. Von der Höhe her kann der Park mit den Vogesen verglichen werden. Der höchste Gipfel, Rifugio San Giorgio, auf den wir auch hinaufgefahren sind, liegt auf 1494m. Für uns genau richtig, denn so bleibt man unterhalb der Baumgrenze, vor allem in den heißen Sommern. In diesem Fall bedeutet es auch, dass man relativ viel im Schatten radeln kann. Ein absoluter Pluspunkt.
Frühzeitiges Verlassen
Da es im Sommer ohnehin sehr heiß werden kann (bis zu 36 Grad im Tal), brechen wir früh morgens von Soave, unserem Basislager, auf. Die Straße führt tatsächlich sofort bergauf, wenn auch nur langsam. Schon der erste Teil der Fahrt bietet atemberaubende Ausblicke, denn man fährt inmitten von Weinbergen aller Art. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn diese Gegend ist für ihre guten Weiß-, aber auch Rotweine bekannt.
Gleich nach der ersten Ortschaft Tramigna wartet die erste kleine Herausforderung auf Sie. Ein Anstieg von etwa einem Kilometer, mit drei Haarnadeln und einem Ausreißer nach 12%. Und das innerhalb von 10 km nach dem Start. Nach dieser fiesen Steigung geht es eine Zeit lang allmählich bergauf, mit Prozentsätzen von 2-4%. Gut zum Einfahren.
Sie haben dann die Möglichkeit, in Badia Calavena, nach 23 km, links auf die SP36 abzubiegen. Dies ist eine schöne Strecke mit einigen Haarnadelkurven, einem Kilometer Schmerz über die 10% und schönen Aussichten über den Park. Wir entschieden uns, noch ein Stück nach Norden zu fahren und im Dorf Bernardi links abzubiegen. Eine super gute Wahl.
Mittlerer Anstieg, kurvenreich zur nächsten Ausfahrt
Dieser Abschnitt ist sehr ruhig. Sie ist auch ziemlich schmal, aber sie ist vollständig von überhängenden Bäumen beschattet. Dadurch sieht man zwar etwas weniger von der Umgebung, aber für den ersten Abschnitt ist der Straßenbelag wirklich sehr gut. Es handelt sich um eine Art "Zwischenanstieg", bei dem man auch einige schöne Haarnadelkurven erleben kann. Anders als in der ersten Kurve steigen die Prozentsätze hier auf über 15% an. Legen Sie also guten Widerstand an den Tag!
Passen Sie auf, denn auf dem letzten Kilometer haben sie vergessen, die Fahrbahn richtig zu asphaltieren. Es gibt manchmal plötzliche Schlaglöcher in der Straße, wo Sie hässlich fallen können. Wir raten daher davon ab, diese Strecke als Abstieg zu nehmen. Am Ende dieses Zwischenanstiegs biegen Sie rechts ab in Richtung des Endziels: Rifugi di San Giorgio.
Schöne Landschaft
Nach dem Dorf am oberen Ende des Anstiegs scheint sich die Landschaft plötzlich vor Ihnen zu "öffnen". Weite Panoramablicke auf Almwiesen mit Berggipfeln dahinter. In der anderen Richtung kann man weit ins Tal sehen. Wahrlich großartig. Der Straßenbelag hier ist fantastisch. Es sieht so aus, als hätte das örtliche Straßenbauamt hier gerade frischen Asphalt verlegt, denn es ist eine Billardplatte.
Einziger Nachteil dieses Aufstiegs: Man fährt auf der Hauptstraße. Es gibt nicht wirklich eine Alternative entweder, und an einem belebten Wochenende Tag ist dies ein Nachteil. Gehen Sie also früh (wie wir es taten) oder gehen Sie während der Woche. Meiden Sie die Feiertage Ferragosto! Dann grillt ganz Italien auf dem Grünstreifen oder auf der Alm selbst.



Auf dem Weg zum Rifugio di San Giorgio gibt es mehrere Tavernen, in denen man einkehren kann, um eine Cola zu trinken. Die beste befindet sich jedoch in der Localita Conca dei papari, etwa 5 km unterhalb des Gipfels. Man kann in alle möglichen Richtungen blicken, es gibt genügend Parkplätze, und vor allem im Vergleich zum Gipfel ist dies ein Gewinn. Schön auch deshalb, weil die letzten paar hundert Meter dorthin steil bis supersteil sind!
Letzte Hinweise
Bis zum Rifugio ist es am Ende ein ziemlicher Ausritt. Sie ist hügelig, schlängelt sich und nur der letzte Kilometer tut ein wenig weh. Was mehr schmerzt, ist der Anblick des hässlichen Skidorfs auf dem Gipfel. Das ist vergangener Ruhm im Quadrat. Architektonisch hässlich, schlecht gepflegt und ohne jede Atmosphäre. Tippen Sie auf das Schild und fahren Sie weiter!
Passo Branchetto
Der eigentliche Gipfel ist nur ein bisschen weiter vom Dorf entfernt, aber danach taucht man in einen schönen klaren Abstieg ein, über Branchetto. Hier ist es natürlich weniger überfüllt, aber Sie sind auch auf der Hauptstraße. Achten Sie also auf verrückte Italiener, die Sie gerne vor einer unübersichtlichen Kurve überholen.
Nach einer schönen Abfahrt durch mehrere Dörfer, in denen man zum Mittagessen oder für ein echtes italienisches "Gelato" anhalten kann, biegt man wieder links ab und nimmt einen weiteren schönen Teil des Lessinia-Parks ein. Die strade provinciale 15 ist ziemlich gut asphaltiert und Sie müssen noch 7 km hinauffahren. Natürlich könnte man auch einfach absteigen, aber dann macht man eine große Kurve und fährt das letzte Stück auf der Autobahn. Das ist nicht so lustig.
Mehr Klettern
SP 15 bietet schöne Haarnadelkurven und klettert schließlich etwa 380m in 6,5km. Das sind 5,7% im Durchschnitt. Mit anderen Worten: ein schöner Anstieg! Die Aussicht über das Tal und den Park ist wieder einmal hervorragend. Oben angekommen, geht es dann eine schöne lange Abfahrt hinunter. Hier geht es meist durch Dörfer und entlang der Provinzstraße. Aber denken Sie daran, wenn Sie dem Abstieg auf der SP 16 folgen, haben Sie auf beiden Seiten ein Tal mit Aussicht! Das ist wirklich sehr schön!
Kurz vor der Abzweigung nach links in Richtung Tregnago haben Sie die beste Aussicht. Halten Sie für das Foto an! Von Tregnago aus geht es weiter in Richtung Soave, wieder zwischen Weinbergen. Am Ende dieser schönen Fahrt lassen wir uns mit schönen Erinnerungen und guten Geschichten auf der Terrasse nieder. Jetzt haben wir uns den lokalen Soave verdient.
Soave und das Schloss
Die Stadt Soave muss schon im Mittelalter von strategischer Bedeutung gewesen sein. Sie ist nämlich von einer dicken, mittelalterlichen Stadtmauer umgeben, die noch gut erhalten ist. Schon von weitem sieht man dieses malerische Dorf, auch wegen der schönen Burg, die sich über der Stadt erhebt. Die kasteel kann besichtigt werden. Von der Stadt aus kann man auf der Mauer entlang wandern. Steil und im Sommer definitiv zu heiß. Besser ist es, mit dem Auto zum Eingang zu fahren.



Radfahren in Venetien lohnt sich auf jeden Fall. Nach der Fahrt durch den Lessini-Park können Sie einen Kaffee trinken (bei Il Bugi), zu Mittag essen oder einen der köstlichen lokalen Weine probieren. Es gibt mehrere "Cantini", wo Sie den Wein fast direkt vom Erzeuger trinken können. Kellerei del Castello ist sehr gut bekannt.