Von Porto nach Foz do Arelho - mit dem Fahrrad durch Kultur, salzige Seeluft und Geschichte
Die Küste Zentralportugals ist kein Ort der Eile. Hier geht es nicht um Höhenmeter oder Segmentrekorde, sondern um den Rhythmus des Meeres, den Geruch von Harz und die Geschichten der Menschen, die dort leben. In drei Tagen radeln wir von Porto nach Foz do Arelho, begleitet von Reiseleiter Ruben - immer lächelnd, voller Wissen und Liebe für sein Land. Er kennt jede Kurve, jede Brücke und jede Geschichte. Unterwegs weist er uns auf Details hin, die wir sonst übersehen würden: den Duft der Kiefern, die Spuren der Fischer, den Rhythmus der Wellen.
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Tag 1 - Von Azulejos zu Arte Xávega
Die Reise beginnt in Porto, unter den Bögen der eisernen Ponte Luís I., wo der Douro in der Morgensonne glitzert. Wir fahren durch enge, gepflasterte Straßen hinunter zum Fluss und spüren das Vibrieren des Kopfsteinpflasters in unserem Lenker: "Das nennt man eine portugiesische Massage! Ruben erklärt, dass der Portwein, der hier verkauft wird, nicht aus der Stadt selbst stammt: Die Trauben wachsen im Douro-Tal, der Wein reift auf der anderen Seite des Flusses - in Gaia. Und die gewölbte Brücke, über die wir fahren? Mit ihr soll Porto einst seinen König geehrt haben, aber als Dom Luís bei der Eröffnung nicht erschien, beschlossen die Einheimischen, das "Dom" aus dem Namen zu streichen. "Typisch Porto", grinst Ruben. "Stolz, direkt und ein bisschen eingebildet.
Kurzer Halt
Wir halten kurz am Bahnhof São Bento, wo Tausende von blauen Kacheln - azulejos - Geschichten von Schlachten und Bauernmärkten erzählen. Ruben zeigt auf zwei fehlplatzierte Stücke. "Sie haben 22.000 von ihnen von Hand gelegt. Ein Puzzle aus Porzellan." Und etwas später, am Rande der Stadt, taucht das Meer bei Miramar auf, wo die Capela do Senhor da Pedra Er steht auf einem Felsen in der Brandung. "Jeden Winter schlagen die Wellen über sie hinweg", sagt Ruben. "Und trotzdem bauen sie die Kapelle immer wieder neu auf. Denn der Glaube ist hier stärker als das Wasser. Und für die Fischer ist es wichtig, dass sie ihren Gott in der Nähe des Meeres anrufen können."
Wind
An der Küste bläst der Wind lebhaft. Wir geben die geplante Route auf und entscheiden uns für eine Schottervariante entlang der 65 Kilometer langen Lagune von Aveiro und dem Canal da Murtosa - staubiger, aber ruhiger. Zwischen Pinienbäumen und Sandwegen riecht es nach Meer und Pinien. Hier treffen Salz und Süße aufeinander. An manchen Stellen dümpeln die Moliceiros im Wasser. Kleine Boote, bemalt mit Heiligen, Liebeserklärungen und unanständigen Szenen. Ruben lacht: "Nach der Diktatur durften wir endlich wieder lachen, sogar auf einem Boot." Unter Costa Nova dann machen wir uns auf den Weg. Hier schimmern die gestreiften Häuser - palheiros in rot, blau, gelb - im Sonnenlicht. "Das waren früher Schuppen für die Netze der Fischer", erklärt Ruben. "Mit den bunten Streifen schützten die Fischer die Wände vor dem salzigen Meer. Die Farben stammen von Farbresten, die beim Streichen von Booten anfallen."
Wir enden in Praia de Mirain dem das Meer nicht nur bewundert, sondern auch gezähmt wird. Ruben spricht über Arte XávegaDer traditionelle Fischfang, bei dem die Männer früher ruderten und heute Traktoren an den Strand schicken, um die Netze einzuholen. "Der Fisch wurde direkt von den Booten verkauft", sagt er, "direkt vom Meer in die Pfanne". Ein Ritual, das nach Salz, Benzin und Geschichte riecht.
Tag 2 - Von Wäldern zu Wellen
Der zweite Tag führt uns weiter nach Süden, entlang einer Küste, die sich gleichzeitig wild und organisiert anfühlt. Der Wind ist lebhaft, die Luft voller Harz. Wir fahren durch Kiefernwälder, die einst von Menschen gepflanzt wurden, um die Dünen zu schützen und das Landesinnere vor dem Sprühen zu bewahren. "Ohne diese Bäume", sagt Ruben, "würde das Meer jedes Jahr ein Stück Land gewinnen".
Unter Figueira da Foz zeigt er auf die Reihe von Leuchttürmen entlang der Küste und die langen Molen, die die Flussmündung offen halten. "Wir verhandeln hier mit dem Meer", sagt Ruben. "Nie gewonnen, nie verloren - aber immer weiter segeln." Es folgen ruhige Kilometer durch kleine Dörfer, bis die Steigung zum Nazaré beginnen.
Pilgerstätte
Jahrhundertelang war dies ein Wallfahrtsort. Oben auf der Klippe von Sítio Ruben erzählt die Legende von Dom Fuas, dem Ritter, der auf der Jagd im Nebel fast in den Abgrund stürzte. Im letzten Moment erschien die Muttergottes von Nazaré und bewahrte ihn vor dem Sturz. "Deshalb steht diese Kapelle hier", sagt Ruben, "genau dort, wo sein Pferd gerade noch rechtzeitig zum Stehen kam." Auf dem Dorfplatz tragen die Frauen an den Ständen immer noch Röcke mit sieben Lagen - eine Hommage an die sieben Wellen des Ozeans. Heute ist Nazaré berühmt für seine Surfer, die 30 Meter hohen Wellen trotzen, aber das Echo des Glaubens hallt immer noch in der Brandung wider.
Wir verbringen die Nacht in Nazaré, wo die Abendluft nach Salz und Sonne riecht und die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwindet. Der Fisch trocknet auf Holzgestellen: Peixe secoMakrelen und Sardinen, die im letzten Licht schimmern. "So haben sie es früher alle gemacht", sagt Ruben. "Sonne, Salz und Geduld - mehr brauchten sie nicht."
Tag 3 - Schotter und schimmernde Lagunen
Wir brechen früh auf, das Meer noch in den Ohren. Der Anstieg aus Nazaré heraus hackt es, und bald danach ist ein harter Anstieg nach PescariasHier brennen die Beine, aber der Blick aufs Meer entschädigt für alles. Dann weichen wir von der Hauptroute ab und folgen einem Schotterweg durch rötlich-braune Erde. Es fühlt sich an wie eine Fahrt durch ein Gemälde - Erde, Himmel, Meer und Stille. Ruben nennt es "das wahre Portugal": schroff, einfach, voller Farben.
Unter São Martinho do Porto führt die Straße hinunter zu einer Bucht, die wie eine Muschel an der Küste liegt. Die Form ist nicht zufällig: Ruben erklärt, dass das Meer hier über Jahrhunderte Sand und Felsen verschoben hat, um einen natürlichen Hafen zu schaffen. Schutz und offenes Meer treffen in einem Bogen aufeinander. Wir radeln durch einen natürlichen Durchgang in den Felsen und beobachten bewundernd, wie die Wellen gegen das Ufer schlagen.
Die letzte Strecke nach Foz do Arelho führt über hügelige Straßen. Erst das letzte Stück am Meer entlang, dann direkt an der Lagune von Óbidos. Boote dümpeln sanft am Ufer entlang, der Wind zeichnet Wellen auf das Wasser. Wir stellen die Räder ab und schauen zu, wie süß und salzig sich treffen. Ein logisches Endziel nach drei Tagen, in denen das Fahrrad vor allem ein Schlüssel war - zu Landschaft, Menschen und Geschichten.
Essen für unterwegs - Meer, Zucker und Tradition
An der Küste entlang zu radeln, ohne Fisch zu essen, ist fast unmöglich. Jede Hafenstadt hat ihren eigenen Grill oder ihre Marisqueira, wo Sardinen und Wolfsbarsch direkt vom Grill serviert werden. Unter Praia de Mira werden wir uns Restaurant Salgabocaein stimmungsvolles Fischrestaurant am Meer, in dem alle Fische mit der Angelrute gefangen werden. Der Geruch von Holzkohle und Zitrone liegt in der Luft. Der Kellner mit seinem imposanten Schnurrbart bringt den frischen Fisch erst an den Tisch, bevor er uns nach dem Grillen vorsichtig die Gräten entfernt. Draußen hört man die Wellen brechen, während die Teller noch dampfen. Der Fisch ist hier so frisch, dass er noch nach Salz riecht; Einfachheit ist das Geheimnis der portugiesischen Küche. Ein Teller gegrillte Dourada, etwas Zitrone und ein Glas Vinho Verde - das ist alles, was der Tag braucht.
Süßigkeiten gibt es in jeder Bäckerei, aber die berühmteste Versuchung bleibt die Pastel de Nata: warm, knusprig und mit weicher Vanillecreme gefüllt. Ruben erklärt, dass diese Liebe zu Eiern und Zucker aus den Klöstern stammt. Vor Jahrhunderten benutzten Mönche und Nonnen das Eiweiß, um Wände zu streichen oder Kleidung zu versteifen; aus dem übrig gebliebenen Eigelb machten sie Desserts. Deshalb schmecken portugiesische Köstlichkeiten nach Sonne, Zucker und Geschichte.
Schloss - Das Fahrrad als Schlüssel zu Portugal
An Portugals Atlantikküste ist nicht Geschwindigkeit gefragt, sondern Aufmerksamkeit. Wir fahren hier nicht, um etwas zu leisten, sondern um zu beobachten. Um zu hören, wie das Meer atmet, um zu spüren, wie sich der Sand bewegt, um den Geschichten eines Führers zu lauschen, der das Land wie seine eigene Hand kennt.
Ruben nennt Portugal ein Freilichtmuseum - von Wäldern mit Dünen bis zu Dörfern, die vom Meer leben. Und er hat Recht. Bei einer Radtour entlang dieser Küste entdecken wir ein Land, das ebenso hart wie weich ist, geformt von Wind, Wasser und Willen. Portugal ist Kunst, sagt die Kampagne der Tourismusagentur. Doch wer die Küste entlang radelt, entdeckt: Portugal ist auch Rhythmus. Und Atem. Und der Geruch von Harz und Meer.
Praktisch
Die beste Reisezeit für diese Region ist: April - Juni oder September - November.
In den Sommermonaten kann es an der Küste zu heiß werden, um bequem Rad zu fahren.
Die Etappen sind überschaubar: 50-65 km pro Tag, 200-500 Höhenmeter.
Routen in Zentralportugal
Für diejenigen, die selbst an der Atlantikküste Zentralportugals entlang radeln wollen, finden Sie unten sowohl den ursprünglichen Routenplan als auch die Etappen, die wir tatsächlich gefahren sind, einschließlich einiger Schotterabschnitte und Umwege, die die Landschaft noch besser zur Geltung bringen.
Originelle Routenplanung:
- Route 1: Porto → Praia de Mira
- Route 2: Praia de Mira → São Pedro de Moel
- Route 3: São Pedro de Moel → Foz do Arelho
Von uns gefahrene Strecken:
Tag 1:
Tag 2:
- Praia de Mira - Figueira da Foz
- Figueira da Foz - Nazaré
- Nazaré - Schotterabschnitte in Richtung Süden
Tag 3:
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