Baskenland-Tagebuch Teil 5: Land des Windes und des Weins

Der fröhliche Mann im blauen Hemd beginnt unverständlich mit mir zu reden. So in Radfahrerkleidung gekleidet, erkenne ich ihn nicht sofort als Señor Landa. Richtig, Mikel Landas Großvater (!) hat sich heute Morgen für eine Radtour bereit gemacht. Aus seiner enthusiastischen Erzählung entnehme ich nur, dass er sagt: 'Ich fühle mich nach dem Wein von gestern Abend nicht ganz so wie sonst'. Das verheißt nichts Gutes. Die heutige Etappe führt durch das weite Land von Valtierra in die Rioja-Region. 110 Kilometer lang mit starkem Seitenwind. Opa Landas stämmige Statur wird damit erhebliche Schwierigkeiten haben. Dies ist Tagebuch Baskenland Teil 5, die anderen Teile finden Sie hier (Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4).

Text: Sander Kolsloot, Fotos: Ruben Hoogland // Sander Kolsloot

Zidermann

Heute Morgen sind die Augen ein bisschen kleiner als sonst. Ob das etwas mit der vergangenen Nacht zu tun hat, können wir nur vermuten. Eines ist sicher: Haimar hat sich gestern als 'Sidraman' von seiner besten Seite gezeigt. Der Spitzname der Einheimischen aus seiner Region ist auch 'Sidreros'. Es gibt ganze Wettbewerbe, in denen (meist Männer) gegeneinander um den Titel 'Sidrero des Jahres' antreten. Mir hat gefallen, wie Haimar seine Rolle genossen hat. Außerdem ist er auch sehr in die heutige Planung eingebunden. Es wird eine Fan-Etappe, also sind die Anweisungen klar: in einer Reihe fahren, abwechselnd die Kurven anführen und genießen. Ob letzteres auch in meinem Wörterbuch steht.

Böige Winde

Über den Wind wurde kein Wort gelogen. Wir fahren aus Valtierra heraus und es fühlt sich an, als wären wir in einem Windkanal. Die Abmachung ist, etwa zehn Minuten lang an der Spitze zu fahren und dann abzuschalten. Das ist auch nötig, denn die Windstärke beträgt mindestens 5 Beaufort. Ich füge mich in die Gruppe ein und lasse mich in der ersten Stunde von unserem Peloton mitreißen. Inzwischen ähnelt die Landschaft den schönen Canyons, die man in Arizona oder New Mexico findet. Diese Farbpalette von 50 Rottönen kann man auch in anderen südeuropäischen Ländern antreffen. Ein wunderschöner Anblick, nur die klobigen weißen Windmühlen stören etwas.

Kaffee und Wein

Auf der Terrasse von La Galera in der Ortschaft Mendavia fließt bereits reichlich Wein. Es ist etwa 11 Uhr an einem gewöhnlichen Donnerstagmorgen. Die Männer, die sich ein Glas eingeschenkt haben, scheinen es nicht bei einem Glas belassen zu wollen. Ein paar von ihnen probieren die Gruppe der gelb-grün gekleideten Radfahrer. Einer der Männer ruft einige unverständliche Texte. Ein anderer scheint damit beschäftigt, die Zeitung von vorne bis hinten zu lesen. In seinem Fall buchstäblich. Der Kontrast ist wirklich schön. Das Zusammentreffen der Gruppe von Sportbegeisterten, die einen Kaffeestopp einlegen, mit den Einheimischen, die hier ein Glas Rioja mit einem Pintxo trinken und das Leben auf diese Weise leben. Das ist der Grund, warum man in diese Region reisen möchte, wegen dieser einfachen, schönen Dinge. Der Kaffee scheint dadurch noch besser zu schmecken.

La Rioja

Es gibt eine Reihe von Regionen in der Welt, die unbestreitbar mit Wein in Verbindung gebracht werden. Und zwar solche, die vom Namen her eine direkte Assoziation mit Wein hervorrufen. Champagne, Burgund, Bordeaux, um nur einige zu nennen. La Rioja in Nordspanien ist eine weitere solche Region. Das Land wird vom Fluss Ebro durchflossen, und wenn man näher kommt, sieht man die bekannten "sanften Hügel", auf denen die Reben so gut gedeihen. Bodegas" und Weinkellereien tauchen links und rechts auf. Das schöne Städtchen Laguardia taucht vor uns auf, von wo aus man einen tollen Blick über die weite Umgebung hat. Am liebsten würde ich das Rad sofort abstellen und mir das lokale Traubengetränk gönnen. Ich muss noch ein wenig warten.

Gruppetto Patxi - GrupPatxi

Als die Straße immer etwas steiler wird, muss ich das Rad meines Vorgängers loslassen. Sofort will mir jemand einen freundlich gemeinten Schubs geben. Von hinten ertönt ein fröhliches "Grupo Tranquilo, por aqui!". Das ist Patxi Rodrigo. Was für eine Freude, ihn dabei zu haben. Ein Stimmungsmacher, der allerdings die ernste Aufgabe hat, die Marke Etxeondo weiter in die Welt zu tragen. Zusammen mit Flip bilden wir das Gruppetto. Peio ist dieses Mal leider nicht dabei, aber GrupPatxi ist auch gut drauf. Wir fahren gemeinsam hinauf und nehmen uns ein bisschen mehr Zeit, um auch die Umgebung zu genießen. Denn es ist wunderschön.

Wein und mehr

Die letzten Kilometer können wieder als baskisch flach bezeichnet werden. Es geht über schöne Straßen, auf denen der Platz für Radfahrer manchmal etwas knapp ist. Ein Lastwagenfahrer hupt uns praktisch zur Seite. In fünf Tagen ist das der erste Autofahrer, der sich wie ein Idiot verhält. In Samaniega biegen wir von der Hauptstraße in Richtung Eskuernaga ab, einer schönen mittelalterlichen Stadt. Dort liegt Weinkeller Luis Cañaswo eine Mischung aus heißem Badewasser und schönem Wein auf uns wartet.

Route

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