Allmählich steigt die Sonne über die Hügelkuppe. Ein Wolkenband verhindert noch, dass die Sonne ihre volle Kraft entfalten kann. Draußen ist es kühl, etwa 10 Grad, und eine Kombination aus Tau und Nebel schafft eine mystische Atmosphäre. Ist das also die Mystik und Energie der Rioja-Region? Der Radsport im Baskenland hat viele Gesichter. Hier am Rande der 'Euskadi' und La Rioja zeigt diese Region Spaniens von ihrer besten Seite. Es ist ein Vorgeschmack auf ein wunderbares Finale unseres Tagebuchs des Baskenlandes. Mit einem Ziel auf den Stufen des prächtigen Stadions von San Mames in Aussicht. Zwischen unserem Start in Luis Cañas und dem Ziel liegen 160 Kilometer raues, aber wunderschönes Terrain. Wie das gelaufen ist? Lesen Sie bald weiter! Neugierig auf unsere bisherigen Radtage? Dann lesen Sie Teil 1, 2, 3, 4 und 5.
Meisterliche Handwerker
Fair ist fair, die letzten Tage waren beeindruckend, aber auch hart. Ich bin ein durchschnittlicher Radtourist, der am liebsten über das Radfahren spricht und schreibt. Mit einer jungen Familie, meinem eigenen Unternehmen und anderen Verpflichtungen bin ich weniger trainiert, als ich es gerne hätte. In den letzten Tagen war ich daher immer im Gruppetto zu finden. An diesem letzten Tag müssen wir wirklich Gas geben und so beschließen wir, mit vier Mann einen 30-minütigen Vorsprung herauszufahren. Das Ziel ist es, gemeinsam in Bilbao anzukommen. Mir werden drei Meisterfahrer zugeteilt. Das gibt mir Moral und trotz des frühen Starts (Wecker um 05.40 Uhr und Start um 06.30 Uhr) bin ich zuversichtlich, ein gutes Ergebnis zu erzielen. Bergauf bin ich vielleicht nicht der Stärkste, aber bergab stelle ich mir gerne vor, ich wäre Paolo Savoldelli, Peter Sagan oder Vincenzo Nibali. Vamos!
Reben und Hügel
Die Weinberge der Rioja bilden eine wunderschöne Kulisse. Wir haben gestern verstanden, dass die meisten Weinberge hier "natürlich" angelegt sind. Sie sind nicht eng aneinandergereiht, sondern über die Jahre hinweg geformt. Die Ernte ändert sich mit dem Klima. Überhaupt ist es schwierig, die Ernte der Trauben zu planen, aber auch wo die Trauben am besten wachsen, ändert sich damit. Früher war die Südseite des Hügels beliebt, heute bevorzugt man die Nordseite. Auch die Höhe der Rebstöcke variiert immer mehr. Weinregionen sind oft auch beliebte Fahrradregionen. Das macht Sinn, denn ein guter Wein braucht Hügel, und die sind bei Radfahrern sehr begehrt.
Weiter klettern
Die Straße windet sich ganz allmählich bergauf. Nach einem anstrengenden Start und einem kurzen Abstieg erreichen wir den Mirador de la Sonsierra. Zu unserer Rechten haben wir einen schönen Blick auf das Rioja-Tal. Die bereits erwähnte Sonne wird zunehmend von Wolken abgeschirmt. An einigen Stellen kommt die Sonne noch durch, was wiederum dramatische Bilder erzeugt. Das ist schön für Fotos und sorgt für ein glückliches Gefühl. Dabei helfen mir natürlich meine Herren. Ich gebe das Tempo vor. Für meine Gruppenkameraden ist es eine Trainingsfahrt, für mich ist es etwas anders. Auf dem Gipfel kommen wir wieder ins Baskenland, denn dieser Anstieg liegt genau in der Ecke zwischen La Rioja, dem Baskenland und Castillia y León. Auf der Strecke wechseln wir mehrmals die Region, auch weil Castillia ein zusätzliches Stück Land mitten im Baskenland hat.
Zeichen
Die Abfahrten der Anstiege sind herrlich hügelig und unübersichtlich. Gut, um zu attackieren, ohne gleich sein Leben zu riskieren. Ich persönlich nenne sie Vertrauensabfahrten, bei denen man sich an das Tempo und die Kurven gewöhnen kann. Nach der Abfahrt erwarten uns immer wieder hügelige Landschaften. Wir fahren durch typische spanische Dörfer, in denen das Läuten der Glocken jede Stunde die Stille durchbricht. Wo Männer und Frauen einander auf der Straße anhalten, um zu fragen, wie es so läuft. Hier ist die örtliche Bar der Dreh- und Angelpunkt, und der Tag geht von Cortados am Morgen bis zu einem Glas Wein und Pintxos am Nachmittag und Abend. Dörfer wie Pobes, Paúl und das stimmungsvolle Puebla de Arganzón.
Landschaft im Wandel
Auf dem ersten Teil dieser Etappe sind Weinreben und grüne Bäume unsere Begleiter auf der Strecke. Nach etwa 30 Kilometern, auf der Straße nach Treviño, ändert sich dieses Bild. Grüne Felder, gefüllt mit anderen Feldfrüchten, begleiten uns auf dem Weg zum nächsten Anstieg. Mit ein wenig Fantasie könnte dies auch im Mittleren Westen Amerikas liegen. Es erinnert mich an die Felder von Iowa und Nebraska, durch die ich einmal mit Bruder Maarten in einem Zug gefahren bin. Dass die schärfste Erinnerung daran die beiden spielsüchtigen Schwestern aus Florida sind, die alles sehr NAAAAAAAAAIS fanden, sagt alles. Beim Radfahren in Spanien sehe ich das sowieso anders. Es gibt mir Sicherheit und am Steuer von 'Aitor' van den Boogaard macht es Spaß. Die Motoren meines Meisters laufen auf Hochtouren, so dass ich mich etwas erholen kann.
Bilbao in Sicht
Der Aussichtspunkt "Mirador al Valle de Angulo y Cascada" ist an sich kein besonderer Punkt auf der Strecke. Er liegt kurz hinter einer Art Steinbruch, dessen Lastwagen eine weiße Spur auf der Straße und auf dem Fahrrad hinterlassen. Hier ist genug Platz, um das Auto eine Weile zu parken oder, wie in unserem Fall, ein Picknick zu machen. Es ist kühl und durch die Wolkendecke nieselt es gelegentlich. Unser Vorsprung auf die anderen ist von 30 auf 25 Minuten geschrumpft. In einem warmen Bus genießen wir ein leckeres Mittagessen, das das Team organisiert hat. Wir lassen uns die Tortillas und andere Dinge gut schmecken. Zusätzliches Gewicht auf dem langen Abstieg nach Bilbao schadet nie. Auch der Rest der Gruppe trifft ein, und nachdem alle ihre Energie aufgetankt haben, geht es zum Ende einer magischen Reise.
Alle guten Dinge haben ein Ende
Die Stadt Bilbao liegt wie ein Juwel an der Ría de Bilbao, einem Fluss/Kanal, der die Hafenstadt in zwei Hälften teilt. Entlang des Wassers führt ein schöner Radweg, auf dem man buchstäblich an der Hand der Strömung in die Stadt fahren kann. Es ist ein majestätischer Anblick, mit den größeren Gebäuden in der Ferne und auch unserem Endziel: San Mames, dem Stadion des lokalen Stolzes Athletic Club de Bilbao. Sowohl das Äußere als auch das Innere dieses Fußballtempels sind beeindruckend. Ebenso wie das Guggenheim-Museum, das von Frank Gehry entworfen wurde und weiter unten an der Straße liegt. Unsere Tour endet mit einem Fototermin sowohl im Guggenheim als auch in San Mames, wo uns im Inneren noch einige der lokalen Köstlichkeiten serviert werden. Der Blick auf die heilige Wiese und eine stimmungsvolle Bar machen diesen Ort zu einem perfekten Abschluss unseres Abenteuers.
Routen Baskische Radfahrkultur
Möchten Sie auch dieses fette Abenteuer erleben? Dann finden Sie hier alle Routen unserer Fahrt durch das Baskenland. Es war und ist Genuss pur in dieser schönen Region. Schau dir auch unsere anderen Sammlungen auf Komoot an!