Im schönen Kanton Wallis-Wallis gibt es so viele Möglichkeiten, um Rad zu fahren. Wie wäre es mit einer schönen Fahrt vom einstigen Weltcup-Startort Martigny und dann hinauf zur Barrage d'Emosson, zum Grand Saint Bernard oder zu einem dieser anderen wahnsinnigen Anstiege. Man kann auch von Brig zur Moosalp fahren, zum Furkapass, Nufenenpass, Simplonpass und so weiter. Bei all der Gewalt der Alpenpässe kann Crans-Montana ein wenig ins Hintertreffen geraten. Das ist eigentlich schade, denn fast nirgendwo auf der Welt findet man einen Ort mit einer so tollen Aussicht. Crans-Montana ist ein Paradies für Radfahrer. Wir waren schon mehrmals dort und würden am liebsten schon morgen wieder hinfahren!

Zwei-in-Eins
Die Dörfer Crans-sur-Sierre und Montana bilden das Ski- und Sommerdorf Crans-Montana. Dieser mondäne Ort östlich von Sitten auf über 1.400 Metern Höhe war früher eine schicke Angelegenheit. Ursprünglich war Crans-Montana sogar ein (mondäner) Kurort, ähnlich wie Davos, wo sich Menschen mit allen möglichen Problemen behandeln liessen. Davon zeugen heute noch mehrere Privatkliniken aus früheren Zeiten.
Die beiden Dörfer Crans und Montana führen einen kleinen Wettstreit miteinander, wobei Crans gerne so tut, als sei es ein bisschen schicker als Montana. In Crans gibt es die schicke Einkaufsstraße, das Tourismusbüro ist dort angesiedelt und der Golfclub, in dem jedes Jahr das Omega Masters gespielt wird, ist ebenfalls dort. Aber äußerlich ist es ein und dasselbe und man bekommt eigentlich zwei zum Preis von einem. Für Radfahrer macht es kaum einen Unterschied, ob man in Crans oder Montana wohnt, denn die Aussicht ist immer noch atemberaubend und die Hotels sind ähnlich. Ebenso wie die Straßenbeläge und die Auswahl an coolen Anstiegen.
Col du Crans-Montana
Während wir uns am Morgen beim Frühstück auf unsere Fahrt vorbereiten, wird der Reiseleiter Alain mit einer netten Geschichte über die Ursprünge des Tagesanstiegs, des Col du Crans-Montana. Die urbane Legende besagt, dass die Leute auch im Skidorf einen Col haben wollten. Nur, offiziell gab es keinen Aufstieg. Also erfand man schließlich einen und nannte ihn 'Col du Crans-Montana'. Was die Originalität betrifft, könnte er besser sein, aber gut. Kein Gejammer. Es gibt einen Anstieg und das ist schon mal gut.
Wir sehen uns die Strecke noch einmal an und es sieht alles gut aus. Ein bisschen geradeaus, ein bisschen hoch, dann wieder ein bisschen runter und schließlich wieder ein bisschen hoch. Ein Kinderspiel. Wir checken aus dem Hotel aus und fahren nach Crans-Montana, um dort zu übernachten. Die Ausrüstung wird mit uns transportiert, was schön ist.
Auf der Straße nach Crans-Montana fahren wir durch das Tal und klettern hier und da ein wenig. Wir erwischen einen schönen kurzen Anstieg nach Leuk (nicht lustig), der einige schöne Haarnadelkurven hat. Dort geht es gut hinauf und es ist perfekt, um wieder einzusteigen. Obwohl. Es ist doch ein ziemlich steiler Abschnitt bei 7%.
Weiter zum Col
Nach einer langen Abfahrt und einem kleinen Zickzackkurs kommen wir schließlich in Sierre an. Die Stadt, die am Fuße des "Col" liegt. Der Gipfel des Berges liegt auf etwa 1800 Metern, Sierre liegt fast 1200 Meter tiefer. Wir haben einen Anstieg vor uns, denn der Anstieg selbst ist über 16 Kilometer lang.
Der Aufstieg beginnt irgendwo in der Mitte von Sierre, aber schon bald geht es zwischen den Weinstöcken hinauf. Lassen Sie sich nicht von der Aussicht täuschen, denn es ist tatsächlich ein ständiges Klettern auf 8%. Nach ein paar coolen Serpentinen halten wir an, um ein paar Fotos zu machen, denn die Aussicht ist grandios. Wir sehen die Weinreben und in der Ferne das Tal und das bereits erwähnte Panorama von Crans Montana. Mehr und mehr verstehe ich, warum Familien Jahr für Jahr hierher zurückkehren, um Ski- und Sommerurlaub zu machen.
Höher und höher
Der Anstieg selbst ist ein verstecktes Juwel. Da man lange Zeit zwischen den Weinbergen fährt, vergisst man manchmal, dass es schmerzhaft schnell bergauf geht. Wie bereits erwähnt, sind es 1200 Höhenmeter auf etwa 16 Kilometern. Dazwischen gibt es ein paar flache Abschnitte, für die man sich glücklich schätzen kann. Das Tückischste an diesem Anstieg ist, dass man nicht zum Dorf selbst (Crans Montana) hinauffährt, sondern zu einem Punkt oberhalb des benachbarten Aminona.
Die erste Hälfte des Anstiegs fahren wir kurvenreich zwischen den Weinbergen hinauf, dann folgt ein etwas längerer gerader Abschnitt. Auch hier lassen wir langsam die Reben hinter uns und auch die Vegetation beginnt sich zu verändern. Ich fühle mich tatsächlich ziemlich schwer. Es scheint zwar alles nicht so steil und schmerzhaft zu sein, aber meine Zunge liegt fast auf meinem Vorderrad.
Hartnäckig stapfe ich weiter bis zur Kreuzung mit der Route de Crans, die schließlich ins Dorf führt. Wir biegen jedoch scharf rechts ab nach Aminona. Für die Co-Autoren. An der Abzweigung in Mollens, Richtung Aminona, befindet man sich auf 1100 Metern Höhe. Dann sind es noch 7 Kilometer bis zum Gipfel auf 1800 Metern. Das war beim Frühstück am Morgen auf der Strecke nicht so klar.
Betteln um Gnade
Dass ich mich abmühe, scheint auch meinen beiden (durchtrainierten, halbprofessionellen) Reisebegleitern zu dämmern. Sie umkreisen mich kaum und ich bekomme auch keine wohlmeinenden Stupser, aber die Texte haben sich geändert. Erst hieß es: 'wie schön es hier ist'; jetzt: 'das nächste Stück ist nicht so schlimm'. Eine freundliche Erinnerung.
Als wir in Aminona ankommen, treffe ich sie auf dem Parkplatz. Sie erschrecken über ihre Telefone, da sie mich eigentlich noch nicht erwartet hatten. Das ist gut so. Hier habe ich noch die Wahl und ich entscheide mich für unsere kleine Gruppe: links abbiegen, die ruhige Abfahrt zum Hotel. Rechts abbiegen, noch 2,5 Kilometer bei 10% bis zum letzten Gipfel. Unmöglich, wir biegen links ab. Für den Leistungssportler in mir ist klar: rechts abbiegen. Und dann oben kotzen, aber oben werden wir. Beste Entscheidung aller Zeiten.
Toppie
So sehr es bisher auch weh tat. Ich habe meinen Schwung aufgefangen. Weiter schleifen und nach oben schauen. Dann läuft der Countdown. Es ist immer noch ein Vorteil, so ein Fahrradcomputer (in meinem Fall ein Wahoo). Man kann eine Weile auf alle Infos schauen und sieht zwischendurch, wann die harten Stellen kommen oder wann es eine Weile flacher wird. So ist das Ende dieser Walliser Quälerei schon früher in Sicht, als es normalerweise menschenmöglich ist.
Das Erreichen des Gipfels ist ein bisschen ein Anti-Klimax. Das Schild (siehe Foto) fällt fast von der Beschilderung der (ansonsten fetten) MTB-Trails in der Nähe ab. Die Aussicht an diesem Punkt ist auch nicht berauschend. Aber wir haben es auf 1800 Meter geschafft, und darüber bin ich froh.
Entspannen und atmen
Danach geht es nur noch darum, zum Hotel zu gelangen. Wir übernachten in Hotel de la Forêt in Crans, das noch ein paar hundert Meter tiefer liegt. Der Abstieg ist hart. Das ist keine leichte Aufgabe. Denn die Straße hinauf war 10%, also runter....auch 10%. Und die Straße ist schmal und unübersichtlich. Man muss also sehr vorsichtig sein. Außerdem hat es in den Tagen zuvor geregnet, was bedeutet, dass die Straße auch ein bisschen feucht ist. Das erfordert zusätzliche Vorsicht. Mit den Scheibenbremsen unseres Leihfahrrads bin ich allerdings zufrieden.
Wir schlängeln uns hinunter und biegen schliesslich neben der Luzerner Höhen Klinik wieder auf die Hauptstrasse ein. Unser Hotel ist dann nur noch einen Katzensprung entfernt. Nach einem schnellen Wechsel und einem guten Pasta-Essen trennen sich unsere und Alains Wege.
Warum gehen?
Crans Montana ist eigentlich perfekt gelegen, um die Gegend zu erkunden. Mit seiner Höhe von 1500 Metern ist es auch ein ausgezeichneter Ort für ein Höhentraining. Von Crans aus kann man in verschiedene Richtungen fahren, unter anderem über den benachbarten Sanetsch-Pass und von dort aus eine große Fahrt über Aigle - Martigny und wieder zurück.
Die Einrichtungen im Dorf haben einen hohen Standard, auch weil es im Winter ein belebtes Skidorf ist, in dem die Gäste noch etwas Luxus und Qualität erwarten.
Wir wohnten in einem bestimmten Swiss Bike Hotel‘, Hotel de la Forêt. Das sind Fahrradhotels, die speziell für die Zielgruppe der Radfahrer ausgestattet sind:
- Abgeschlossener Abstellraum/Fahrradkeller
- Abspülbare Stelle
- Schraubenschlüssel-Satz
- Lokale Informationen
Das ist ganz nett und Sie können diese Hotels in der ganzen Schweiz finden. Es gibt auch "Bike Friendly"-Hotels, die mit diesen Einrichtungen konkurrieren, aber z.B. kein Reparaturset haben, dafür aber einen Keller und eine Abspülmöglichkeit. In den meisten Skigebieten gibt es einen abschließbaren Keller, weil dort im Winter die Skier stehen.
Transport
Die Schweiz ist die verkehrstechnisch am besten erschlossene Region. Sie können dorthin fliegen (Genf/Zürich) oder den Zug nach Basel nehmen und dann weiter auf der gut angebundenen SBB Netzwerk. Verwenden Sie eine Swiss Travel Pass wenn Sie mehrere Tage mit dem Zug reisen wollen. Sie reisen mit dem Fahrrad? Sie brauchen nur zu reservieren, und es gibt spezielle Fahrradstellplätze.