Interview mit Kurt Caboor: ein leidenschaftlicher Radfahrer und Inhaber des Fahrradverleihs Alta Bike Rental.

Es gibt Menschen, für die ist Radfahren ein Ziel. Ein Lebensziel. Und wir sprechen nicht von den Profis, die wir auf der Straße von Omloop nach Lombardei in Zügen, Ausreißern, Sprints oder einer langen Ausreißergruppe fahren sehen. Wir sprechen von den versteckten Helden und Heldinnen. Die Frau, die Einwanderern das Radfahren beibringt. Der Mechaniker in einem Profiteam. Der Mann, der ein Fahrradcafé eröffnet hat. Der Berater für Fahrradpolitik in einer Provinz. Der Radsport liegt ihnen im Blut. Für sie ist das Leben ein Rennen. Welches Stahlross auch immer in ihrem Stall steht, sie atmen den Radsport. Vom Citybike bis zum Duo-Bike, vom Balance-Bike bis zum Rennrad und Mountainbike. 

In dieser Serie interviewen wir Menschen, für die das Radfahren ihr Ziel ist. Mit anderen Worten: Radfahren ist ihr Ziel.

Den Anfang macht der Belgier Kurt Caboor, Gründer und Inhaber des führenden Fahrradverleihs an der Costa Blanca: Alta Bike Rental. 

Fahrradverleih und Kilometerfressen mit den Profis

Mit geschickten, entschlossenen Handgriffen montiert er im Handumdrehen ein Rad oder ersetzt eine gebrochene Speiche. Wenn Kurt seine feuerwehrroten Wilier-Mieträder abliefert, arbeitet er schnell. Für Smalltalk bleibt da wenig Zeit, denn er will gleich loslegen. Denn wenn die Arbeit getan ist, steigt der ehemalige Nachwuchsfahrer selbst aufs Rad. Nachdem er 2018 von Belgien nach Spanien gezogen ist, wird Kurt ab 2019 mindestens 20.000 Kilometer pro Jahr in der Marina Alta radeln. Hier gibt es keinen Anstieg, den er nicht kennt, keine Höhenmeter, die er nicht verschlungen hat. Oft hat er hier Profi-Fahrerinnen im Schlepptau. Shirin van Anrooij, Fem van Empel, Floortje Mackay, Lorena Wiebes, Lucinda Brand, Ellen van Dijk. Sie alle sind mit ihm geradelt. Und gelegentlich vermietet Kurt auch Fahrräder an die Partner dieser Profis.

Kurt ist nicht nur der Gründer und Inhaber von Alta Bike Rental, sondern gleichzeitig auch der einzige Angestellte: "Ich mache alles selbst, was auch bedeutet, dass ich ein paar Mal im Jahr bis zwei Uhr morgens Fahrräder poliere. Aber das macht mir nichts aus. Lasst mich mein Ding machen, ich mache es gerne so, wie ich es mache. Und ich denke: Es ist besser, in kleinen Dingen groß zu sein, als in großen Dingen klein. Alta Bike Rental gehört nicht nur mir. Er ist ich.' 

Versprechen, Karnevalsrennen und Gran Fondo's

Wenn sein Leben anders verlaufen wäre, wäre er vielleicht selbst Radprofi geworden. Kurt wurde 1980 geboren, im selben Jahr wie Tom Boonen: "Ich war gut, aber ich war kein Tom Boonen", lacht er. Von seinem 11. bis 20. Lebensjahr fuhr er Radrennen auf Wettkampfniveau. Doch dann wurde er krank. Drüsenfieber, in den Niederlanden besser bekannt als Pfeiffersches Drüsenfieber. Kurt hört auf, Rennen zu fahren. Zehn Jahre lang hatte ich nicht einmal ein Fahrrad. Erst 2010 nimmt er den Faden wieder auf und fährt Rennen für den belgischen Nevenbonden. Das macht Lust auf mehr, und aus den Jahrmarktsrennen werden Gran Fondos. 

Wenn Kurt etwas macht, dann macht er es gut: "Ich habe es immer ernst genommen", sagt er strahlend. Bei meiner ersten Marmotte startete ich irgendwo im hinteren Teil des Feldes von etwa 7.500 Teilnehmern. Oben auf dem Col du Glandon habe ich bereits Leute überholt, die 50 Minuten früher gestartet waren. Am Ende kam ich etwa als 60. ins Ziel. 

Die Liebe zum Radfahren teilen

Diese Liebe zum Radsport möchte Kurt teilen, denn "wenn man nicht teilen kann, kann man sich nicht vermehren". Das führt dazu, dass er Radurlaube und Trainingslager von Gruppen von Freunden leitet. Vom Atomium in Brüssel bis zum Eiffelturm in Paris. In die französischen Alpen. Und an die spanische Costa Blanca. Und dort verliebt er sich schließlich. In das Jalontal. Als er 2017 nach einem Urlaub dorthin aufbricht, beschleicht ihn das Gefühl: "Ich verlasse hier meine Heimat. 

Im Jahr 2018 entwickeln sich die Dinge für Kurt in einer Reihe von entscheidenden Ereignissen in die richtige Richtung. Die Sonnenseite, könnte man sagen, denn ihm ist es lieber "zehn Grad zu heiß als zehn Grad zu kalt". Ereignis eins: Er lernt die Trainerin/Coach Cornelle Sterk bei einem Life-Coaching-Kurs kennen. Ereignis zwei: Kurt ist in Rotterdam, als er einen Anruf vom Hotelier in den französischen Alpen erhält: "Hier liegt noch viel zu viel Schnee, Sie können mit Ihren Kunden nicht ins Trainingslager kommen. Plötzlich ist in seinem vollgepackten Terminkalender eine Woche leer. Was nun?", denkt Kurt. Und noch am selben Tag ruft er Cornelle an: 'Ich glaube, ich fahre einfach für eine Woche nach Spanien, ganz allein. Es stellt sich heraus, dass Cornelle auch in Spanien ist, und ein paar Tage später stehen sie zusammen am Rande eines Pools in einem Haus in Lliber, das zum Verkauf steht. 

Mit Vollgas durchstarten 

Ereignis drei. Cornelle lässt Kurt dort eine Übung machen. Kurt fragt laut: 'Ist es vorherbestimmt, dass ich hier lebe?' Und er spürt in allem, dass die Antwort auf diese Frage 'Ja' lautet. Er stellt eine weitere Frage: "Ist es mir vorbestimmt, für den Rest meines Lebens in Belgien zu leben? Und Kurt spürt sofort, dass die Antwort auf diese Frage "Nein" lautet. Dieser Moment ist entscheidend, denn als er nach dieser Woche nach Belgien zurückkehrt, ist das erste, was er zu seiner Freundin sagt: 'Jetzt müssen wir es nur noch tun'. Ich fing an zu lachen und hörte nicht mehr auf. Von da an haben wir mit Volldampf weitergemacht. Das war im Mai 2018, und im November lebten wir schon hier. Dass ich das Selbstvertrauen hatte, diese Entscheidung zu treffen, lag definitiv an den guten Gesprächen, die ich mit Cornelle hatte. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.

Freundin Maaike findet ihren Weg in der Immobilienverwaltung. Der fünfjährige Sohn Myco spricht bald besser Spanisch als seine Eltern. Und Kurt führt zunächst weiterhin Radfahrer. Doch mit der Konkurrenz von Garmin und Strava wird es immer schwieriger, mit dem Guiding Geld zu verdienen. Und mit den Fahrrädern, die er vermietet, "war immer etwas nicht in Ordnung". Und dann folgte ein weiteres entscheidendes Ereignis. Pieter, einer von Kurts besten Freunden, der Fahrradmechaniker in Belgien ist, kommt im Januar 2019 zu Besuch. Er bringt Kurt auf die Idee, selbst Fahrräder zu mieten, und bietet ihm an, dass er 20 Fahrräder zum Einkaufspreis kaufen kann: "Wenn du es machst, musst du es richtig machen. 

Abenteuer Fahrradverleih

Damit beginnt das Abenteuer Fahrradverleih. Im April 2019 kauft Kurt seine ersten Fahrräder, und Anfang August werden die ersten Fahrräder vermietet. Mittlerweile hat Kurt rund achtzig Fahrräder in der Ausstellung. Er steht für hohen Service und hohe Qualität. 'Alta' bedeutet 'hoch', also passt der Name perfekt. Außerdem ist es der Name dieser Region: die Marina Alta". Kurt hat kein Ladengeschäft, sondern bringt die Fahrräder zu Ihnen nach Hause und holt sie am Ende der Mietzeit auch wieder ab. Da er sich selbst um den Transport kümmert, ist die Gefahr einer Beschädigung geringer. 

Kurt betreibt seinen Fahrradverleih mit Leib und Seele: "Wenn ich etwas gegen meinen Willen mache, höre ich auf. Aber ich mache immer lieber Altabikes. Ich kümmere mich darum. Und es macht mir Spaß.' Die Tatsache, dass das Verleihgeschäft so gut läuft, bedeutet, dass er nicht mehr so viel Zeit für die Beratung hat. Auch weil er die freien Stunden lieber damit verbringt, selbst auf sein Fahrrad zu steigen. Manchmal allein. Und manchmal auch mit speziellen Radfahrerkollegen. Von Fem van Empel ('Die wurde mit Zaubertrank geboren! Wenn sie auf dem Coll de Rates blockiert, kann ich gerade noch mit ihr mithalten.') bis hin zu Lieuwe Westra. Und wie in der bergigen Umgebung von Jalón geht es auch in Kurts Leben mal bergauf, mal bergab. Es gibt Gipfel, und es gibt Täler.

Höhepunkte und Tiefpunkte

Während die Sonne fast hinter den Bergen versinkt und seine Augen leuchtend blau werden, sagt Kurt: "Die Zeit, die man hier hat, muss man genießen. Bei mir überwiegt die Positivität, aber ich habe auch einige Dinge erlebt, die mich zurückgebracht haben. Eines davon ist der Verlust seines Radfahrerkollegen Lieuwe Westra. Als 'die vier Musketiere' hat Kurt zusammen mit Lieuwe und zwei weiteren Kameraden viele Radkilometer in dieser Umgebung zurückgelegt. Mit Gipfeln, aber auch mit tiefen Tälern. Bei einer dieser Fahrten, Ende Dezember 2021, wurden sie zum Beispiel Zeuge des schweren Sturzes der Profiradfahrerin Amy Pieters. Sie ist hier an der kleinen Brücke gestürzt", sagt Kurt, und man sieht ihm an, dass ihn das immer noch bewegt. Er schweigt für einen Moment.

Dann erzählt er von einer denkwürdigen Besteigung von La Fustera vor den Toren Benissas zusammen mit dem Schweizer Ex-Profi Alex Zülle: "Alex kam mit dem Rad und Lieuwe rief mich an: 'Kurt, wir werden es auf Fustera testen. Ich fahre die volle Fustera, ich will einen PR!' Und das taten wir dann auch. Auf La Fustera sprintete Lieuwe los. Er ging voll auf Angriff. Alex schaute mich überrascht an: 'Kurt, was werden sie tun? Am Ende traten wir auch kräftig in die Pedale und erreichten gemeinsam den Gipfel. Ich hatte übrigens einen PR. Lieuwe war richtig sauer darüber. 

Die letzte Radtour, die er hier in Spanien machte, bevor er endgültig in die Niederlande zurückkehrte, war ein PR in La Fustera. Am 5. Mai stieg er in ein Flugzeug nach Hause, und dann verloren wir den Kontakt. Wir haben ihn nie wieder gesehen. Wir lebten sieben Monate lang in Angst. Eigentlich haben wir ihn zweimal verloren. 

Kurt erzählt es mit einem Grinsen, aber dahinter kann man Traurigkeit erkennen: "Ich habe Lieuwe aufgegeben. Ich hatte monatelang ein ungutes Bauchgefühl dabei. Am liebsten hätte ich jetzt eine App von ihm: Komm Kurt, wir machen einen Ausflug.' Doch Kurt sieht weiterhin vor allem die Sonnenseite: "Denn woran ich sehr glaube, ist, dass man nicht alles kontrollieren kann, aber man kann sich selbst kontrollieren. Für mich überwiegt also die Positivität und ich schaue darauf, was ich selbst daraus lernen kann. Und für Kurt bedeutet das, so viel wie möglich zu genießen. An seiner Freundin und seinem schönen Sohn, an der spanischen Sonne und an all den schönen Fahrten auf dem Motorrad.                                   

2 Antworten

  1. Ich kenne Kurt als eine leidenschaftliche und herzliche Persönlichkeit. Ein Mann, der aus seinem Herzen lebt. Er träumt sein Leben nicht, er lebt seinen Traum. Seine Leidenschaft für den Radsport hat ihn schon an viele Orte gebracht und seinem Leben Substanz verliehen. Auf respektvolle Art und Weise und mit seinem allgegenwärtigen Lächeln gelingt es ihm, jeden daran teilhaben zu lassen, wie er im Leben steht. Nichts ist ihm zu viel, um anderen zu gefallen. Er hat immer ein offenes Ohr und ist da, wenn man ihn braucht. Kurt ist ein Mann unter Tausenden, und wenn Sie ihn irgendwo treffen, werden Sie sich für immer daran erinnern. Ein Topper durch und durch, ein Profi auf vielen Ebenen und vor allem ein wunderbarer Mensch. ‍♂️ er, der anderen zeigt, dass man Träume wahr werden lassen kann. Es zu tun und es zu genießen. Kurt, ich bin super stolz auf dich und froh, dass ich dich kennenlernen durfte.

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