Siebentausend Höhenmeter, in zweihundertsiebenundsechzig Kilometern. Unter Schweiz kann man dann (nur) über fünf Bergpässe fahren. Mit dem Fahrrad. An einem Tag! Aber warum sollten Sie das tun? Weil man dann das 'Platin-Alpenbrevet' in den Schuhkarton legen kann? Schön, aber ein echtes Warum. Warum sollten Sie das Alpenbrevet in der Schweiz radeln?

Text und Fotos: Erwin Reijneveld

Alpenbrevet - was für eine Idee

Zwischen der Idee und der Zielsetzung lag nur wenig Zeit. Weniger als das Niederschreiben der letzten Zeilen. Mit der gleichen Geschwindigkeit kann Ihr Leben plötzlich anders aussehen. Man bekommt es zu hören, oder alle hören es, nur man selbst nicht... Beide Sachbuchszenarien wurden dieses Jahr in der Nähe gezeigt. Es erwies sich als Nährboden für eine Art Klischee. Sie kennen es, also werde ich es nicht erwähnen.

Einmal extrem lange durch das Hochgebirge. Einmal verrückt werden. Die Ötztaler, Tour Des Stations ob es Brevet Alpin. Es gibt viele Anbieter, die solchen Wahnsinn ermöglichen. Seit Jahren schießen sie mir gelegentlich kurz durch den Kopf, um dann genauso schnell wieder zu verschwinden. Aber jetzt hat das Alpenbrevet gerade eine Extrarunde durch meinen Kopf gedreht. Ich bin durchtrainiert, suche nach dem Sommer eine neue Herausforderung und brauche nicht mehr viel zu trainieren... Zu spät, ich biete schon auf Marktplaats. Noch am selben Abend schon Bingo! Dieses Jahr fahre ich die Platin-Distanz!

Dreihundertsieben

Ein Sommerurlaub mit Fahrten in der JuraAlpen und Vogesen. Und doch ist meinBeitreten Score" (früher der noch schwer fassbare "Zustand") ohne Mitleid zurück. Nach der Rückkehr nach Hause und dem Erledigen der Urlaubswäsche sind es noch drei Wochen bis zum 2. September, 6.15 Uhr in Andermatt. Also so viele Fahrradstunden wie möglich. Darunter 307 Kilometer von zu Hause nach Maastricht, mit einem Abstecher durch Belgien. Ich habe meine Lenkertasche geleert und die Strecke enthielt knapp 1800 Höhenmeter. Verschwitzt und zufrieden nahm ich den Zug zurück nach Utrecht. Oder an dem Tag, an dem zwei Kinderfeste anstanden und ich morgens um 6.30 Uhr mit vier Stunden Ausdauertraining begann.

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Packen und los

Die Arbeit ist getan, es gibt Abendessen und die Familien haben sich verabschiedet. Es ist Donnerstagabend und wir machen uns zu dritt auf den Weg in die Berge. Trainingspläne versus Arbeit, überstandene oder eingefangene Grippe, Ausrüstungsstress, jede Facette der Vorbereitungen ist erledigt. Bleibt nur noch die Vorschau. Als auch das erledigt ist, erreichen wir Motel Drei König in der Nähe von Stuttgart. Nicht umsonst wird es "das Transithotel" genannt. Treten Sie selbst ein.

Kaffeefahrt

Wir schlafen dort, plündern das Frühstücksbuffet und fahren schnell in die Schweiz. Kurz nach der Mittagszeit gehen die Fahrräder vom Gepäckträger für die "Kaffeefahrt". Ein Gefühl, das nie nachlässt. Gestern im Büro, heute auf dem Rad im Hochgebirge. 25 Kilometer (räuberische) Vogelbeobachtung und möglichst wenig Muskelkater, dazu das namensgebende Getränk dieses Phänomens: Kaffee. Vorzugsweise auf einer sonnigen Terrasse, wo Sie in Lycra und mit Ihrer schicken Sonnenbrille über einen Platz und Ihr Fahrrad hinweg auf die malerische Umgebung blicken. Pures Glück.

Und dann setzte plötzlich die Konzentration ein. Im Stau nach Andermatt, die Startnummer holen und später als gewünscht in der Wohnung ankommen. Pasta kochen und alles für den morgigen Tag vorbereiten. Spürbare Anspannung. Der Wecker bekommt zu lesen, dass wir morgen um 4.15 Uhr von der Sache hören wollen. Vollgefressen gehen wir ins Bett. Jede Stunde Schlaf wird genutzt.

Showtime

Die Nacht war kurz, der Tag wird lang sein. Haferflocken und Kaffee stehen dampfend vor uns. Daneben steht eine Wasserflasche, denn man muss sofort mit der Flüssigkeitszufuhr beginnen. Die aufgestaute Konzentration ist nicht verschwunden. Gespräche sind für später. Dann fahren wir durch die Dunkelheit über den Gotthardpass. Kein einziger Mensch ist mehr auf den Beinen, nur noch Radfahrer. Diese versammeln sich mit gelben Westen und blinkenden Taschenlampen auf dem provisorischen Parkplatz. Sie packen alles ein, was sie brauchen, und machen sich auf den Weg zum Start. Viele stürzen sich auf die mobilen Toiletten. 'Toi Toi' werden sie hier genannt. Stimmt! Ziehen Sie es an.  

Süstenpas

Meine Mitreisenden starten um 6 Uhr, ich darf 15 Minuten später. Die acht Grad über Null wecken die Lust auf den Start. Das geschieht mit einer absteigenden Linie und einem Band aus blinkenden Lichtern bis zum Fuß des Süstenpasses. Mit den ersten Höhenmetern ziehen sich auch die ersten Jacken aus. Ich halte meine Leistung wie geplant bei rund 220 Watt. Ein Faktor muss wegen der Höhe abgezogen werden (so hat man mir gestern gesagt), aber ich werde schon viel überholt. Meistens von keuchenden Leuten. Es ist auch immer das Gleiche, sich zurückzuhalten ist eine Kunst.  

Piepsende Geräusche

Ich höre das leise Quietschen, das seit gestern von meinem Vorderrad ausgeht. Wo ist das Murmeltier, denke ich, als sie über den Grat neben mir spähen. Die Räder wurden letzte Woche gewartet. Die Ausrüstung muss pünktlich in Ordnung sein, um Stress mit der Ausrüstung zu vermeiden. Eine Form von Stress gab es ohnehin schon ein paar Tage vorher: "Mit diesem Rad kann man wirklich nicht fahren", sagte mein Fahrradmechaniker, der dann meine Verzweiflung las und alles stehen und liegen ließ, um die Tretlager zu ersetzen und so meine bevorstehende Herausforderung zu retten. Hut ab!). Also jetzt nur noch das Quietschen im Vorderrad, akzeptiere es.  

Die Straße schleicht sich bergauf, fast grenzenlos gerade. Um eine überzeugende Bewegung nach links auf etwa 1900 Meter Höhe, die mich sehen, die Spur gefolgt gefüllt mit Kollegen macht. Der Mond ist noch sichtbar. Eine erste Flanke des Susten wird hervorgehoben. Weiter oben ist Schnee zu sehen. Der Himmel ist straff und zunehmend blau. Die Schönheit ist überwältigend.  

Grimselpass

Ein schneller und schöner Abstieg zum nächsten Hindernis, dem Grimselpass. Aber zuerst muss ich durch die Versorgungsstation. Obwohl es sich nicht um ein Cyclo handelt, verfalle ich in Gewohnheiten. Velo zur Seite, Abfall abladen und pinkeln, neuen Proviant schnappen und weiter geht's. Immer mit der Ruhe, Mann. Vor allem wegen eines lästigen Schwindelgefühls. Liegt es an der Höhe, oder habe ich einfach zu viele Kohlenhydrate in zu kurzer Zeit zu mir genommen? Was auch immer es ist, es fühlt sich nicht angenehm an. Und in diesem Stadium des Tages sollte das alles noch ganz natürlich sein. Für einen Moment schleicht sich der Gedanke ein, wie es wohl wäre, unvollendet in Andermatt anzukommen. Ein ebenso seltener wie schlimmer Gedanke, Feind! Ich beschliesse, in den Hungerstreik zu treten. 

Einige Zeit später scheint es zu funktionieren, und ich beginne wieder mit der Zufuhr von Kohlenhydraten. Der Balanceakt hat begonnen. Über einen schönen gepflasterten Radweg umfahren wir den Tunnel. Nur um in die pralle Sonne zu fahren, die heute ein Faktor sein wird! Ich stelle das Fahrrad beiseite und beginne mit dem Einschmieren aus dem mitgebrachten Reisetopf mit Sonnencreme. Wie stolz meine Mutter sein wird. Wieder auf dem Rad, ziehe ich die Leute zurück, die gerade vorbeikamen, während ich schmierte. Erwin, das ist kein Cyclo! Ich fange an, mich gut zu fühlen, leicht euphorisch vielleicht. Dieses Gefühl habe ich heute noch nicht gehabt. Die letzten fünf Kilometer bergauf gehen wie von selbst. Es ist wunderschön hier. Ich werde kein Foto davon machen, glauben Sie mir einfach. Seht euch das an! 

Hervorragender Abstieg

Noch schöner ist der Abstieg vom Grimselpass. Mit einem anmutig drapierten Band von Kehren, dem imposanten Rhonegletscher und dem Furkapass. Einen Moment lang überlege ich, ob ich nicht doch ein Foto machen soll. Weiter unten auf der Abfahrt überhole ich zwei bekannte entgegenkommende Autos. Meine Reisegefährten steigen gut gelaunt in Richtung Furka auf. Gegenüber von Ulrichen wird der nächste weiße Riese sichtbar: das Weißhorn (4500m). Kann man bei dieser Schönheit eigentlich müde werden?  

Über die viel zu belebte Verpflegungsstelle (Entschuldigung sehr freundlicher Schweizer Freiwilliger, ich stelle mein Velo hier kurz ab), bin ich bald wieder auf der Strecke. Nur um bei den umgestürzten Eisenbahnbäumen anzuhalten. Zusammen mit dem stechenden Reisebus von vorhin und den heutigen unendlich vielen Ampeln (an die sich alle halten!) für Baustellen, reicht das. Immerhin ist es nicht eine . genau!  

Nufenenpass

Es geht wieder hinauf. Der Nufenenpass ist der Berg im Dienst. Ich nehme zum ersten Mal heute ein Gel aus dem Vorrat. Ein ungewohntes Gel. Aber was könnte daran falsch sein? Nichts, wie es scheint. In der Tat, was für ein wohltuendes Gel. Trotzdem schaue ich auf die Zutatenliste, ah es enthält Fett. Ich kurve gut bergauf. Erst oben erlaube ich mir einen Blick auf die verbleibenden Höhenmeter, denn dann habe ich die Hälfte geschafft. Kurz vor dem Gipfel richte ich meinen Rücken auf und werfe den Windstopper über. Ein paar Dutzend Menschen klatschen der Bergsteigergruppe zu, zu der ich gehöre, ein wenig Ehrfurcht wage ich darin zu lesen.   

Dann die Abfahrt, auf die ich mich gefreut habe, 60 Kilometer, bis es wieder aufwärts geht. Eine Abfahrt, die mit einem Blick auf einen zugefrorenen See etwas unterhalb von mir beginnt. Als ich das sehe, kommt das traditionelle Überholen eines schnelleren Abfahrers. Es ist immer einer, meistens einer, manchmal zwei, selten drei. Ich steige nicht wie ein Weichei ab, aber die großen Risiken überlasse ich den Enthusiasten. Schnelles Absteigen wird zu einem sehr schwach abfallenden Straßenbelag. Ich versuche, mein Tempo zu halten, und komme an dem Heuballen vorbei, in dem ich heute Morgen eine Tüte Gels versteckt hatte. Weil ich die Gels, die ich bekommen habe, so sehr schätze, lasse ich die Tüte liegen, wo sie ist. Dumm gelaufen!

Schnelle Männer

Von hinten kommt eine Gruppe von schnellen Männern (ein Gesetz in Cyclos, auch wenn es kein Cyclo ist). Der Motor der Gruppe hat einen einzigartigen Ansatz. Jeder Dummkopf, der sich einen Vorsprung verschafft, bekommt hinterher von diesem 'Pas Normal Studio-Fahrer' High Fives und ein Tablett voller Komplimente. Er ist natürlich auf einem fetten S-Works unterwegs. Eine stark vertretene Kombination heute. Ich versuche, meinen Schnauzbart zu pushen, bin aber nicht in der Lage dazu. In Führung liegend, bin ich auch auf dem Weg zum High Five und zu Komplimenten. Währenddessen werde ich im Backofen zwischen Airolo und Biasca langsam gegrillt (natürlich sind es nicht 60 Kilometer Abfahrt, wie es im Prospekt steht). Trotzdem vergehen die Kilometer in dieser Gruppe wie im Flug.  

Erste Hilfe

Beim ersten Hopser ist die Gruppe zu Ende. Ein 'Nicht-S-Works-Fahrer' fährt weg, ich nehme meinen alten Rhythmus wieder auf und niemand übernimmt. Doch wenig später bleibe ich stehen und greife ein zweites Mal in die Dose mit dem Sonnenschutzmittel. Ich brenne heute schon genug, da muss sich die Haut nicht auch noch solidarisch zeigen. Die Getränkedosen werden immer leerer, und ahnungslos frage ich zwei Männer nach dem nächsten Nachschub. Zwölf Kilometer sind es noch. Doch ein paar Kilometer weiter stehen die PNS-Jungs" plötzlich an einer Oase. Steinkaltes Wasser aus einer natürlichen Quelle mit einem kleinen Becken davor. Alle stürzen sich auf dieses kühle Nass. Eine Wasserflasche mit steinkaltem Wasser läuft mir auf den nächsten Kilometern portionsweise über den Rücken.

An der ersehnten Verpflegung nehme ich Cola, Schweizer Kekse und noch einmal die Gels. Noch einmal. Denn der Zauber des ersten ist längst verflogen. Freund, was soll ich mit dem Fett machen, scheint mein Magen mir klar machen zu wollen. Ich antworte bei jeder Gelegenheit mit Cola. Ausserdem reize ich den Magen immer wieder, denn er wird Kohlenhydrate brauchen, um nach Andermatt zurückzukommen.  

Lukmanierpas

Noch zwei Berge vor uns. Vier mal sechzig Minuten Radfahren gelten in meinem Kopf als "nur noch vier Stunden". Ich teile diese Nachricht den Silbermännern mit, die schon lange drinnen sein werden. Wie schon früher am Tag sende ich auch eine kurze Nachricht an meine Frau und meine Mutter. Die Antworten erscheinen auf meinem Garmin, darunter eine Ermutigung meiner Tochter. Kürzlich ein Experte im Radfahren auf einen Berg.

Zum Glück liegt dieser Aufstieg meist im Schatten. Die atemberaubende Schweiz wich für eine Weile nicht, mit einem dreizehn-in-einem-Dutzend-Tal jetzt hinter mir. Aber hier auf dem Lukmanierpass kehrt die Schönheit zurück. Die breiten, von schnellen Autos und Motorrädern gesäumten Strassen um Grimsel, Furka und Nufenen sind hier kein Thema. Die restlichen Höhenmeter geht es in Ruhe hinunter. Obwohl, Stille. Komisch eigentlich, dass Ruhe von Kuhglocken ausgehen kann. Denn letztlich ist es doch nur Lärm. Das Aufhören mit dem Verschlingen von Gelatine beginnt sich auszuzahlen. Ich fühle mich besser, obwohl der Kloß im Magen bleibt. Dann der Gipfel, vom Tunnel aus kann ich nicht beurteilen, ob es ein schöner ist.  

Nun geht es bergab zur letzten Verpflegungsstelle. Auf dem Weg dorthin stehen plötzlich meine beiden Reisebegleiter, fantastisch! Die Unterstützung tut mir gut. Sie müssen das nicht tun, sind aber trotzdem da. An der Verpflegungsstation kann ich den ganzen Mist, den ich bekommen habe, wegschmeißen und mir meine eigenen Gels holen. Später werfe ich meine Armstulpen, die zweite Wasserflasche und das Licht in das nagelneue Begleitfahrzeug. Ein Luxus!  

Oberalppas

Mit dem Oberalppass beginnt die letzte Hürde. Die Sonne geht langsam in den Abendmodus über und leuchtet wunderschön. Ein Schild am Straßenrand verrät mir, dass dies die letzte Tankstelle vor Andermatt ist. Noch 21 Kilometer. Ich tanke mit einem kleinen Rausch im Voraus. Angestachelt vom Verfolgerauto lasse ich die Kräfte spielen und strample diese herrliche Steigung hinauf. Mit dem Gipfel kommt die Euphorie.... Man braucht nicht zu essen, zu trinken und hochzufahren, die Schwerkraft reicht aus, um ins Ziel zu kommen.

Die restlichen 11 Kilometer wären in frischem Zustand unscheinbar. Jetzt sind sie von seltener Schönheit. Die emotionale Soße, fast 268 Kilometer zu fahren, macht den Unterschied aus. Beim schwindelerregenden (Aufgeben-)Gedanken am zweiten Anstieg war derselbe Ort ein böser Gedanke, jetzt steht Andermatt für den persönlichen Sieg. Der Applaus sammelt sich hier auf den Strassen.  

Oberfläche

Ich überquere die Ziellinie. Aus dem Lautsprecher ertönt mein Name. Als Finisher der Platintour. Mein Name, gerade noch und bald nur noch ein unbekannter Name. Der entsprechende Mann setzt sich auf das Oberrohr. Einen Moment lang nichts weiter. Einfach alle Gefühle aufsaugen. Erntezeit nach 12 Stunden Radfahren durch eine Postkarte.  

ROUTE ALPENBREVET PLATIN

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