Ein leichter Nebel zieht über die Landschaft Westflanderns. Hinter den Hügeln bei Wulvergem geht langsam die Sonne auf. Die Sonnenstrahlen scheinen auf die Weinreben, die die Flanken des Montebergs markieren. Das einzige Geräusch ist das der Vögel, die von einem frühen Frühlingstag überrascht werden. Währenddessen gleiten fünf Radfahrer in gleichmäßigem Rhythmus durch die hügelige Landschaft. Es wirkt fast heiter. Ein krasser Gegensatz zu 110 Jahren zuvor, als der Begriff 'in Flanderns Feldern' zum ersten Mal die Bedeutung bekam, die er heute hat. Denn das ist das Thema des heutigen Tages. Eine Route durch 'Flanderns Felder'. Eine Anspielung auf Gent-Wevelgem und eine Ode an den Ersten Weltkrieg.
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In Flanderns Feldern - Kemmel
Wir starten in Kemmel, dem Start- und Zielort dieser 84 Kilometer langen Route. Eine Route, die uns an vielen schönen Orten vorbeiführt, uns aber auch innehalten lässt, um über die Geschichte dieses schönen Teils von Flandern nachzudenken. Eine wohlwollende Sonne scheint uns ins Gesicht. Es ist noch frisch, aber bald wird die Sonne stärker scheinen und die Jacken können ausgezogen werden.
Der erste Teil unserer Tour führt uns über typisch flämische Straßen und hügelige Landschaften in Richtung Ypern. Wir fahren geradewegs durch Ackerland, die gepflügten Felder sind manchmal noch feucht von dem vielen Wasser, das gefallen ist. Die ersten 15 Kilometer bis Ypern sind relativ flach, mit einem kleinen Hügel hier und da, wie zum Beispiel die Vierstraat bei Wijtschate. Hier werden wir auch mit den Tatsachen konfrontiert. An der Ecke Vierstraat/Mandestraat befinden sich auf der linken Seite zwei große Minenkrater. Der schmerzliche Hinweis auf die Gräueltaten von 1917.
Ypern - Menin-Tor
Bevor wir in Ypern ankommen, biegen wir durch die Domäne De Palingbeek ab, wo wir auch unsere Beine auf der Verbrandemolenstraat testen. Hier können Sie auch einige Kriegsgräber links und rechts sehen, das Thema des Tages. In Ypern richtet sich die ganze Aufmerksamkeit auf das Menin-Tor. Leider wird es gerade restauriert, so dass wir es nicht in seiner vollen Pracht bewundern können. Die Kränze mit den bekannten roten 'Mohnblumen' tun ein Übriges. Jeden Tag um 20:00 Uhr wird hier bei Wind und Wetter der letzte Pfahl geblasen. Eine beeindruckende Zeremonie, bei der die Worte 'Wir werden uns an sie erinnern' extra vorgetragen werden.
Wir werden sie nicht vergessen
Wir fahren weiter, vorbei an der charakteristischen Markthalle in Ypern, einer schönen Stadt, in die man zum Mittagessen, Abendessen oder einfach nur für einen Besuch zurückkehren kann. Normalerweise würden wir im Museum "In Flanders Fields" Halt machen, aber wir müssen weiterfahren. Wir kehren nach Kemmel zurück, denn dafür sind wir schließlich gekommen: für die Anstiege auf dieser Strecke. Von Kemmel aus liegen uns zwei Hügel zu Füßen. Wenn Sie am zentralen Platz schräg links abbiegen, erwartet Sie der Monteberg mit Kemmel. Gehen Sie schräg rechts, dann biegen Sie zum Lettenberg ab. Letzterer ist ein schönes Aufwärmtraining an diesem Tag. Insgesamt etwa 2,5 Kilometer, aber nirgends steiler als 7%.
Wir fahren nach Gent-Wevelgem!
Dieses Aufwärmen ist notwendig, denn gleich nach der Abfahrt vom Lettenberg kommt der Scherpenberg. Mehr oder weniger das Gleiche. Auffällig ist, dass diese Anstiege und die dazugehörigen Hügel sehr offen in der Landschaft liegen. Sie wirken fast ein wenig verloren, inmitten des ansonsten leicht hügeligen Feldes.
In der Sonne
Wenn Sie einen langen oder kulinarischen Tag vor sich haben, sollten Sie bei Herberg in de Zon vorbeischauen. Ex-Rennfahrer Dirk Ghyselinck ist hier am Ruder und kein Geringerer als Karl Vannieuwkerke kommt gerne hierher. Leckere Gerichte und sogar das Logo des Michelin-Mannes ziert die Tür. Leider ist das Restaurant immer noch geschlossen, so dass ein ausgedehntes Mittagessen wie in diesem Gasthaus vielleicht nicht die beste Idee ist, zumal auch noch andere Hügel vor uns liegen. Update: Wie wir erfahren haben, hat Dirk sein Lokal für immer geschlossen. Das ist bedauerlich, aber offenbar eine Notwendigkeit.
Apropos, wir fahren weiter, über die Rückseite von Sulferberg durch kleine Dörfer wie Westouter. Immer wieder sehen wir die Schilder: 'Commonwealth Graves' oder 'French War Cemetery'. Wir werden sie nicht vergessen. Dann geht es weiter zum Banenberg. Ein längerer und steilerer Anstieg, der unter der Seilbahn neben einer echten Windmühle endet. Hier klettern wir streckenweise mit fast 10%.
Plugstreets
Nun geht es weiter zu den berühmten 'Plug Streets' in Ploegsteert. Diese befinden sich ebenfalls in Gent-Wevelgem. Der Name kam zustande, weil die britischen Soldaten Ploegsteert nicht aussprechen konnten. Hier treffen wir auf drei schöne Schotterpisten, die im Verlauf von Gent-Wevelgem für das nötige Spektakel sorgen. Hier finden wir auch das Denkmal des Weihnachtsfriedens auf der Höhe des zweiten Streifens. Im Jahr 1914 schwiegen hier während der Weihnachtszeit die Kanonen und man stieß brüderlich an, wie die Geschichte erzählt. Es wurde sogar behauptet, dass dort Fußball gespielt wurde, was jedoch nie bestätigt wurde. Die Gedenkstätte trägt ein Trikot des Liverpool Football Club, aber viele englische, irische und schottische Vereine haben im Ersten Weltkrieg fast ihre gesamte erste Mannschaft verloren.
Beeindruckendes Denkmal
In Ploegsteert befindet sich auch das größte und eindrucksvollste Denkmal, Berks-Friedhof. Das Gasthaus nebenan ist ein guter Ort für einen Kaffee oder ein Mittagessen und man kann sich in aller Ruhe das Denkmal ansehen. Hier merkt man auch, dass Französisch gesprochen wird. Dieses kleine Fleckchen Erde zwischen Frankreich und Flandern ist jetzt wallonisch. Das Denkmal macht einen großen Eindruck: Das Mittagessen schmeckt nicht weniger gut.
Kemmel und Monteberg
Nach den Plugstreets bleibt das Dessert. Oder eigentlich sind es mehrere Nachspeisen. Der Kemmelberg und der Monteberg und das in einer Variation von drei Seiten. Sicherlich ist der Kemmelberg von der Nordwestseite aus gut zu starten. Nicht nur die Steigung (bis zu 17%), sondern auch das Kopfsteinpflaster machen diesen Anstieg zu einem echten Kraftakt. Wir geben alle fünf unser Bestes und erreichen den Gipfel ohne anzuhalten. Die Strecke ist eine Art Drehung und Wendung. Man fährt die Kemmel hinauf, dann hinunter, macht eine Kurve in den Feldern und fährt die schwierige Seite der Kemmel wieder hinauf. Dann geht es stramm nach rechts in die Abfahrt, um schließlich den Monteberg noch einmal zu bezwingen.
Wir fahren zurück zum Kemmel und stellen das Fahrrad auf der Terrasse des Cafés Boutique ab. Wenn irgendwo Radfahren vorherrscht, dann ist es hier. Wir bestellen einen Picon-vin-blanc, denn der gehört hierher. Diesen Radweg Gent-Wevelgem werden wir so schnell nicht vergessen. Wir werden uns (an sie) erinnern.
Route In Flanderns Feldern - Gent-Wevelgem
Im Folgenden sehen Sie die Route, wie wir sie während unserer Erkundungstour "In Flanders Fields" zu Ehren von Gent Wevelgem gefahren sind. Weitere Informationen über das Radfahren in Flandern finden Sie auf der Website Website von Radfahren in Flandern.