Das Schottern in Österreich ist eines der bestgehüteten Geheimnisse Europas. Alpiner Schotter, aber besser. Nicht zu steil, aber sehr schön. Wir hatten bereits die Gelegenheit, dies in anderen Teilen dieses schönen Landes zu erleben. Erwin & Erwin, die Mountain High Chasers, machten sich auf den Weg ins schöne Vorarlberg. Sie gingen im Bregenzerwald schottern. Ob das was ist? Was denkst du? Dann lest schnell weiter!

Text: Erwin Reijneveld, Fotografie: Erwin Visser

Kulinarisches Radfahren

Nüchtern schwingen wir uns auf unsere Schotterräder. Im Bregenzerwald, der uns noch unbekannt ist. Unbekannt und deshalb ungeliebt. Wir sind zwar in Österreich, aber von den höheren Bergen ist noch nichts zu sehen. Der Charakter dieser Region muss sich erst noch entfalten. Aber wir sind meist nüchtern, denn der dringende Rat war dieser.

Unter der Spitze des Schleiers tauchen die ersten Naturschönheiten auf, wenn wir von Au nach Mellau radeln. Es folgt eine wohltuende Ernüchterung bei Hotel Bären. Unser erster "Kulinarisch Radfahren"-Gutschein ermöglicht den Zugang zum leckeren Buffet. Nach einem weiteren guten Kaffee verlassen wir das trendige Lokal, um den Radfahrteil dieses Konzeptes zu starten. Beim 'Radfahren' werden wir neben dem Kulinarischen auch mehr vom Bregenzerwald kosten.

Das macht Sinn

Eine wichtige Zutat dabei ist Holz, das wird schnell klar. Nadelbäume gibt es wirklich überall. Und wenn sie nicht aufrecht stehen, hat sich ein Mensch um sie gekümmert. Von Bushaltestellen, Häusern und Gebäuden bis hin zu Möbeln und Geschirr. Wenn etwas aus Holz gemacht werden kann, dann wird es auch aus Holz gemacht. So scheint man im Bregenzerwald zu denken.

Hier ist man stolz auf sein gepriesenes Handwerk. Nicht zufällig stoßen wir entlang der Route auf ungewöhnliche Gebäude, die dies unterstreichen. In einem von ihnen gehen wir hinein. Werkraum Haus Bregenzerwald ist ein modernes Gebäude mit einem kleinen, niedrigschwelligen (sogar die Schwelle ist aus Holz) Museum über Handwerk. Wir können die Arbeit sehen und erleben. Vor allem die 'Schindeln' haben es uns angetan. Eine Verkleidung, die in dieser Region auffallend häufig vorkommt. Unbehandeltes Holz wird für die Verkleidung von Fassaden verwendet. Irreführenderweise sieht es aus wie hölzerne Fischschuppen. Mit der Zeit und der Witterung verändern sich Farbe und Charakter der Fassaden.

Mehr Architektur

Neben dem Werkraum gibt es in Andelsbuch noch mehr einzigartige Architektur zu sehen. Wir sehen sie uns an, aber diesmal vom Fahrrad aus. Schließlich würden wir fast vergessen, was uns hierher gebracht hat. Jetzt, wo der erste Schotteranstieg ansteht, müssen wir wirklich hart arbeiten.

Wir fahren in den Wald hinein. Knirschende Steine und Keuchen werden auf diesem steilen Anstieg vom wilden Fluss übertönt, der den gleichen Weg zu nehmen scheint. Erst auf dem Gipfel kehrt Ruhe ein. Wir reiten vom Fluss weg. Über Wege, die für die Bauern gedacht sind, die aber anscheinend heimlich für uns angelegt wurden.  

Zurück zur Zivilisation

Eine Pause lässt uns vorbeiziehen, dann geht es wieder hinunter in die Zivilisation. Es folgt ein harter Asphaltanstieg, der unter den Schirmen der Berghaus KanisfluhDort tauschen wir den zweiten Gutschein gegen einen seriösen und schmackhaften Teller österreichischer Küche ein. Inzwischen zeigen unsere Nasen in die gleiche Richtung. Die Bergkulisse ist in der Tat fantastisch!

Mit einem süßen Gefühl verbrennen wir einen Teil unseres Mittagessens in Richtung der letzten Gutscheinabgabe. Schnell verschwinden die Kilometer unter unseren Rädern. Nachdem wir uns das leckerste Gebäck ausgesucht haben, gehen wir wieder aus dem Hotel Die Wälderin. Auf die sonnige Terrasse, wo es serviert wird. Unser Blick fällt auf die x-te Megakarte mit Offroad-Radrouten. Die mögen hier unseren Typ. Hinter der feinen Polsterung unseres Tischchens sehen wir die Mellaubahn. Warum nicht, denken wir. Mit unserer Online-Gästekarte Bregenzerwald & Großes Walsertal (freie Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Seilbahnen ab drei Übernachtungen im Sommer, die Sie bei uns bestellen können). hier online. ) besteigen wir die Skigondel. Um auf der Roßtellealpe in Radfahrerkleidung, aber ohne Fahrräder, auf einer Almwiese zu entspannen und nach Deutschland zu schauen. Unsere Muskeln und Sinne sind heute optimal stimuliert.

Into the Wold Veranstaltung

Ein Tag später. Mellau, bis gestern noch ruhig, ist plötzlich voller Schotter. Auf dem Startplatz versammeln sich Gleichgesinnte. Bei strahlendem Sonnenschein und unter den Klängen des örtlichen Orchesters werden den Teilnehmern trendige Armbänder angelegt. Entspannung macht sich breit.

Der Sprecher übernimmt das Wort. Letzte Anweisungen und wiederholtes "Dies ist kein Rennen". Der Motivationscountdown endet, es geht los. Ein paar hundert Männer und (auffallend viele) Frauen radeln in dichten Reihen aus der Stadt hinaus. Mein Vorderrad, in die Jahre gekommen, sucht eifrig nach Rädern, die schneller vorbeifahren. Aber heute ist es anders. Kein Rennen, kein Wettbewerb. Daran müssen wir uns erst gewöhnen. Wie schön, eigentlich. Sicher und geschmeidig kommen wir in Fahrt und bewegen uns ohne Probleme durch die bewohnte Welt, bevor wir sie verlassen.  

Es ist zwar kein Rennen, aber wir werden es nicht kampflos zurück nach Mellau schaffen. Ein steiler Schotteranstieg lässt alle verstummen. Lange Zeit geht es so weiter, bis wir zwischen Almwiesen radeln. Wir verlassen den breiten Weg von vorhin und setzen die Route trailbreit fort. Hier geht es wirklich 'Into the Wold'. Ein Gatter durchqueren, ein kurzer Anstieg mit dem Rad auf der Schulter, großen Felsbrocken ausweichen, einen Bauernhof überqueren, wenn man keinen Asphalt braucht, tut sich eine Welt auf.

Zurück in die Zukunft

Für die erste Verpflegung kehren wir in den Werkraum von gestern zurück. Gemüsesuppe in Bambusschalen und Bio-Softdrinks. Ein modernes Schotter-Event! Und vorbei. Über die Definition von Schotter selbst kann man streiten. Obwohl das jetzt nicht gelingt, gilt alle Aufmerksamkeit der Beherrschung des Bikes auf diesen losen Felsbrocken. Ein kurzes Aufsteigen aus dem Sattel wird mit einem rutschenden Hinterrad beantwortet. Es ist eindeutig nicht der Schotter, den wir aus den Niederlanden gewohnt sind. Das Spielen mit dem Rad macht Spaß. Ein ohrenbetäubender Wasserfall, zahllose Wasserströme über die 'Straße', Kühe mit Glocken und die anderen Radfahrer tun ihr Übriges. Es ist ein festliches Abenteuer im Bregenzerwald.

Beim zweiten Halt ist die Party in vollem Gange. Leere Fahrräder liegen auf der Wiese, eine scheinbar verlassene Scheune wurde in eine Instagram-taugliche Essensausgabe umgewandelt, Strandkörbe stehen bereit und wir holen uns eine Flasche Limonade (das Bier lassen wir vorerst) aus dem ausgehöhlten Baumstamm, der als Kühlschrank mit kaltem Bergwasser dient. Um uns herum ein Fluss, einige Hütten, Berge und entspannte Schotterstiefel. Haben wir jemals einen so schönen Stopp erlebt? Nein!

Der lange Weg nach Hause

Nach Schönenbach (und schön war der Bach!) tun wir das, was die meisten nicht tun: wir fahren weiter auf der langen Strecke. Bergauf, versteht sich. Sogar die Wold selbst macht irgendwann einen Haken, und dann sehen wir in der Ferne über den Baumwipfeln das schneebedeckte Hochgebirge. Einen Moment lang halten wir inne, um nichts zu hören. Dann sehen wir einen Radfahrer, der sich langsam nähert. Der ältere Mann hat hier seine Jugend verbracht und ist für das Tagesereignis zurückgekehrt. Er scheint von der Landschaft genauso beeindruckt zu sein wie wir.  

Eine rasante Abfahrt, bei der unasphaltiert zu asphaltiert wird, bringt uns zurück in die bewohnte Welt von Au. Wir dehnen die kurze Strecke bis zum Ziel in Mellau maximal aus. Wie denn, hören wir Sie denken. Nun, mit einem langen, steilen Anstieg zur Skistation, wo wir gestern die Gondel umsonst bekommen haben. Wieder in Mellau angekommen, läuft alles auf das Gleiche hinaus. Die kurze Strecke, die lange oder ein selbstgewählter Mix. Alle strahlen, weil sie einen Spitzentag hinter sich haben. Durchgeschwitzt lassen wir uns mit einem Bier und einem Getränketeller an der Großleinwand nieder. Zwischen den Österreichern sehen wir, wie Romain Bardet das Gelbe Trikot bei der Tour de France erobert.

Beschlagnahmt

In der Abenddämmerung blicken wir vom Landschaftsbad aus auf den Bregenzerwald. Wir lieben die Region, die wir vor ein paar Tagen noch nicht kannten. Wir fühlen uns wie Gäste und nicht wie die Haupteinnahmequelle (der Tourismus trägt hier 40% zur lokalen Wirtschaft bei). Sie ist dünn besiedelt, in einigen Dörfern gibt es mehr Kühe als Menschen. Die Menschen, die dort leben, sind freundlich. Auch die Berge sehen freundlich aus, die Farbe Grün verschwindet fast nie. Die Orte, die Gebäude, sie wirken frisch und authentisch. Es ist eine Kombination aus traditioneller und moderner Bauweise, im Einklang mit der Natur. Wir sind begeistert, auch wenn wir es nicht laut aussprechen. Aus Respekt vor der Stille.

Schotterweg Bregenzerwald - Into the Wold

Wo wir gewohnt haben und weitere Tipps

Bei dieser Reise wurden wir vom Bregenzerwald Tourismus Verband unterstützt. Dieser hatte für uns ein wunderbares Hotel im schönen AU organisiert. Hotel Adler, ein klassischer Name und ein wunderbarer Ausgangspunkt für die Erkundung der Region.

Wir haben Ende Juni an der Veranstaltung Into the Wold teilgenommen. Alle Infos zu diesem coolen Schotter-Event findest du hier über den Link zur Organisation.

Wenn Sie mehr über das Schottern im Bregenzerwald erfahren möchten, besuchen Sie die Website des Tourismusverbandes: https://www.bregenzerwald.at/en/thema/summer-activities/mountainbiking-and-cycling/gravel-bike-tours/

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