Bozen ist Radfahren. Mit diesem Slogan will sich die quirlige Stadt in der Provinz Südtirol einen Namen machen. Was die Lage betrifft, könnte man es kaum besser machen. Die Dolomiten liegen einem buchstäblich zu Füßen, und die Auswahl ist so groß, dass man sich im Vorfeld schon fast verfahren hat. Die Stadt ist auch die Heimat des berühmten Giro Delle Dolomiti (GDD). Nicht zu verwechseln mit der Maratona Dles Dolomites, die in Alta Badia startet. Der Giro Delle Dolomiti ist ein mehrtägiges Etappenrennen, an dem Sie als Amateur teilnehmen können. Sie können aber auch nur 1, 2 oder 3 einzelne Etappen fahren. Alle mit Start und Ziel in Bozen. Warum SIE den Giro Delle Dolomiti fahren sollten, erklären wir Ihnen!
Text und Fotos: Sander Kolsloot
Lebendige Stadt am Fluss
Bozen (oder Bozen) ist eine mittelgroße Stadt mit etwas mehr als 100.000 Einwohnern. Für viele Niederländer ist die Stadt bekannt als "die Abzweigung zu den Dolomiten", "die erste Stadt in Italien auf dem Weg zum Gardasee" und weitere derartige Charakterisierungen. Unserer Meinung nach völlig ungerechtfertigt. Denn die Stadt hat alles, um ein perfektes Basislager für Ihren Radurlaub zu sein. Morgens schwingen Sie sich auf Ihr Fahrrad und nach der Radtour können Sie alles genießen, was diese Stadt zu bieten hat.
Dolomitenmarathon
Für die Radfahrer unter uns ist Bozen vor allem die Stadt der Radwege. Giro Delle Dolomiti auch bekannt als Dolomitenmarathon. Dieses atemberaubende Ereignis ist einer der Gründe, um in Südtirol Rad zu fahren. Dieser Etappenradsport besteht aus sechs verschiedenen Etappen, von denen die meisten "in gruppetto" gefahren werden. Mit Motorradbegleitung, wild gestikulierendem italienischen Rennleiter und gepflegten Pausen. Dazwischen gibt es Zeitabschnitte, die schließlich eine Rangliste ergeben. Zu gewinnen gibt es einen Preis für den Tagessieger in verschiedenen Wertungen und natürlich für den Gesamtsieger. Sie können an allen Tagen teilnehmen oder einzelne Etappen absolvieren. Von der Organisation her steht er z.B. einer Maratona in nichts nach.
Dolomiten
Wir radeln heute eine schöne Etappe zum Rosengarten. Einige Streckenerkundungen im Vorfeld haben ergeben, dass es einen schönen langen Anstieg gibt, mit einer Art Zwischenplateau. Man steigt auf fast 1700m Höhe, wo man ein herrliches Panorama über die umliegenden Dolomiten hat. Die typischen spitzen Berge bilden eine schöne Kulisse für die Mittagspause. Danach geht es gemütlich bergab, bevor die Kehren der Obergummer auf uns warten.
Gut-für-dich-Show
Zu Beginn ist alles gut organisiert. Das Messegelände der Fiera bietet genug Platz für alle. Morgens kann man dort eine Tasse Kaffee und ein typisch italienisches Frühstück bekommen. Außerdem holt man sich hier seine Startnummer ab, man kann seine Tasche abgeben, die man an den verschiedenen Stationen wieder verwenden kann (so muss man nicht unbedingt alle Jacken und den ganzen Kram auf dem Rücken schleppen). Das einzig Ungewöhnliche ist das Anstecken einer Rückennummer. Mit dem Lenkerschild und der am Sattel befestigten Zeitmessanlage erscheint das etwas unnötig.
Auf die Plätze, fertig, los!
Vor dem Start, der heute um 09:00 Uhr erfolgt, werden die Sieger des Tages kurz geehrt und einige prominente Persönlichkeiten vorgestellt. Von da an geht es im Peloton hinter dem Begleitfahrzeug aus der Stadt heraus in Richtung Eisacktal und von dort über die lange Strecke nach Tiers und weiter zum Gipfel. Es ist heiß, selbst so früh am Morgen. Die Temperatur wird bald 30 Grad erreichen, daher ist es ratsam, viel zu trinken. Die Atmosphäre ist gesellig und es ist schön, nicht gleich alles geben zu müssen. Schön ist auch die Motorradführung, die dafür sorgt, dass man nicht befürchten muss, von einem italienischen Idioten innen überholt zu werden, wenn man nicht aufpasst. Oder dass man von einem entgegenkommenden Auto fast zur Seite geschoben wird.
Lang, länger, am längsten
Von Prato Isarco aus ist der gewählte Anstieg 25 Kilometer lang, mit einem langen flachen/steigenden Zwischenstück. Der gesamte Anstieg liegt bei 5,6 %, aber mit einem Kilometer bei 11,7% und langen Abschnitten über 10 ist es wirklich kein Spaziergang. Die ersten sieben Kilometer laufen sehr gut. Ich habe heute "gute Beine" und kann mit der 300 Mann starken Spitzengruppe mithalten. Schon bald hat man einen Blick auf das Tal. Auf der anderen Seite des Tals sieht man Dörfer wie Collalbo, das für seine Eislauftrainingslager bekannt ist, sehr schön. Auch die Weinberge, die sich an den Rand des Tals schmiegen, bieten einen schönen stimmungsvollen Anblick. Sogar im Herbst mit seinen Herbstfarben sieht es hier wunderschön aus.
Wir schlängeln uns bergauf und je weiter wir uns vom Tal entfernen, desto mehr ändert sich die Aussicht. Nur noch Berge und Bergwiesen um uns herum. Schönes Grün, guter Asphalt. Es ist wirklich ein Genuss, hier zu fahren. Die Steigung ist auch hier nicht extrem steil, was dem Radelvergnügen ebenfalls zuträglich ist.
Erster Halt
Der Anstieg ist insgesamt 25 km lang, besteht aber aus zwei Teilen. Nach dem ersten Teil geht es ein wenig bergab bis zum ersten Stopp. Hier gibt es, wie in vielen italienischen Dörfern, einen Wasserbrunnen. Hier gibt es auch Sportverpflegung und Kekse. Tolle Verpflegung, auch mit den angebotenen Obststücken. Alle erholen sich von dem ersten Stückchen Steigung. Irgendwann ruft der Rennleiter dazu auf, sich für den zweiten Teil wieder zu sammeln. Das ist der härtere Teil, bei dem auch die Zeitmessung eingeschaltet ist. Wichtig für die Rangliste der Männer und Frauen. Man merkt, dass das eine Rolle spielt, jeder redet ein bisschen über seine Position. Für uns nicht wichtig, aber schön zu merken.
Leidender Schmerz, mit einem großen P.
Wieder hinter dem Streckenchef sitzend, rollen wir gemeinsam zum Start der Zeitmessung. Als das Auto wegfährt und alle loslegen dürfen, wird mir plötzlich klar, warum dieser Teil für den Rennabschnitt ausgewählt wurde. Was. Eine. Hölle. Wenn man gerade 15 Minuten gestoppt hat und dann sofort 12% zu Ausreißern mit 16-17% starten muss, befindet man sich buchstäblich im 'Parcheggio', wie Renaat Schotte es so schön ausdrücken kann. Das ist nicht schön anzusehen, ich harke bergauf und werde links und rechts von fitten alten Männern überholt. Schmerzhaft.
Auf dem Weg zum Gipfel wird es etwas weniger steil und ich kann mich wieder umsehen. Auf fast 1.800 Metern ist es ein schöner Anblick. Der typische Dolomitenblick lässt einen die Schmerzen für einen Moment vergessen. Am Ende dieser Strecke werden wir lautstark angefeuert und dann ist es nur noch ein kurzes Stück bis zur zweiten Station. Eine weitläufige Ebene, auf der mehrere Zelte stehen, in denen es unter anderem Apfelstrudel (Sieger!) und reichlich Essen und Trinken für alle gibt. Da es an diesem Tag sehr heiß ist, suchen alle ohnehin Schatten. Buswartehäuschen und ein paar EZ-up-Zelte sorgen für Abhilfe.
Gummer
Nach einer Pause von etwa 30 Minuten ertönt erneut das Signal zum Aufstellen. Der Rennleiter hängt sich beim Rufen aus dem Autofenster. Typisch italienisch, das tut der Stimmung gut. Nach einer kontrollierten Abfahrt, bei der es immer noch Idioten gibt, die in einer Gruppe einen Supertuck machen, biegen wir an einem Kreisverkehr zum "Sprint" ab. Eine kürzere Zeitfahrstrecke auf dem Anstieg zum Gummer. Eine schöne kurvenreiche Straße von Cardano. Ein toller Ort für Fotos. Den Sprint überlasse ich eine Weile den anderen. Ich merke, dass ich die Anstrengung etwas schwerer verdaue. Ich fahre kontrolliert bergauf und an der Abzweigung nach Obergummer biegen wir gleich links zum Planetarium ab. Dann wellt es sich ein wenig, bevor wir in Cornedo wieder zusammenfinden.
Oberfläche
Nach einem schönen langen Tag auf dem Rad rollen wir zwischen 14 und 15 Uhr unter Begleitung zurück nach Bozen. Im Ziel angekommen, entwickelt sich ein Run auf das Essen, das aus Rindfleisch mit Speckknödel besteht. Eine lokale Spezialität, die zusammen mit Salat für die nötigen Kalorien sorgt. Alle setzen sich auf die Bänke und plaudern über den vergangenen Tag. Ein schöner Abschluss wie dieser.
Route unserer Etappe
Beeindruckt
Ich bin beeindruckt von dieser Veranstaltung. Alles scheint sehr gut organisiert zu sein. Selbst während der Fahrt gibt es mehrere Fahrräder und Begleitfahrzeuge mit Wasser, mechanischer und medizinischer Hilfe. Niemand ist sich selbst überlassen, und die Kontrolle und Führung ermöglicht es einem, wirklich frei zu radeln. Ich persönlich würde gerne etwas weniger kontrolliert bergab fahren, aber angesichts der Radfahrkünste vieler anderer, denke ich, dass Kontrolle besser ist :).
Praktisch
Wenn Sie in Südtirol Rad fahren wollen, haben Sie mehrere Möglichkeiten. Bozen ist mit dem Auto, dem Flugzeug und dem Zug leicht zu erreichen. Sie können die Nightjet fahren Sie nach Bozen. Wenn Sie abends um 20 Uhr am Hauptbahnhof Utrecht in den Zug steigen, sind Sie am nächsten Morgen um 11.30 Uhr mitten in Bozen. Sie können sogar Ihr Fahrrad mitnehmen! Mit dem Auto sind Sie einen ganzen Tag unterwegs, wieder über Innsbruck und den Brennerpass. Wenn Sie fliegen wollen, ist es am besten, nach Verona zu fliegen und von dort aus den Zug zu nehmen. Das dauert etwa 2 Stunden.
Aufenthalt in der Stadt
In Bozen gibt es viele Hotels und Wohnungen. Auch in der Umgebung finden Sie viele schöne Orte. In der Hotel Scala StieglMit Schwimmbad, Abstellraum für Fahrräder und einem guten Frühstück sind Sie im Handumdrehen aus der Stadt heraus und fahren in Richtung der Dolomiten. Das Hotel hat einen eigenen Fahrradkeller, einen Abspülbereich und auch Routen. Radfahren in Südtirol ist also sehr schön. Auch die Stadt selbst hat einiges an Unterhaltung zu bieten. Bozen ist natürlich die Stadt von Ötzi, dem Eismann, der in den Bergen entdeckt wurde und im archäologischen Museum ausgestellt ist. Eine fantastische Ausstellung, die man unbedingt besuchen sollte. Sind Sie fertig mit Ötzi? Nehmen Sie einen Aperitif auf dem Waltherplatz, dem Anziehungspunkt für Einheimische, und speisen Sie in einem der vielen guten Restaurants, wie den Löwengruben, dem Hotel Citta, dem Il Corso oder im Italia & Amore, wo Sie ein echtes Pasta-Erlebnis haben.
Weingut in der Stadt
An der Weinkultur kommt man in Bozen nicht vorbei. Wir besuchen Schmid Oberrautner. Ein wunderschönes Weingut mit Wohnungen, mitten in der Stadt. An den Rebstöcken wachsen noch schöne Lagrein-Trauben neben St. Magdalener, der Rebsorte der Stadt. Es ist recht ungewöhnlich, dass eine Stadt nicht nur eine, sondern sogar zwei Rebsorten hat. Viele Beispiele sind tatsächlich mit einer Region oder einer Stadt verbunden. Soave, Valpolicella, Chianti.