Als wir an unserem zweiten Tag in Freiburg beim Frühstück erscheint, tut die Sonne draußen schon ihre Arbeit. Obwohl die Temperatur noch nicht allzu schlecht ist, steht ein weiterer tropischer Tag bevor. Wir diskutieren noch eine Weile über die Route, aber bald ist klar: Wir werden den Kandel besteigen. Einer der Höhepunkte hier in der Umgebung von Freiburg. Kurz nach acht Uhr, nachdem wir ein feines Radlerfrühstück mit Eiern, Joghurt mit Müsli und Obst sowie einer Tasse Kaffee eingenommen haben, schwingen wir uns auf die Räder. Richtung Osten also, in Richtung Schwarzwald mit dieser Radroute ab Freiburg
Text: Sander Kolsloot - Fotos: Sander Kolsloot - Mark Heij - Dennis Knuist
Der Natur nahe
Unser Hotel liegt im Südosten der Stadt, und als wir die Route beginnen, sind wir im Nu in der Natur. Während wir am Vortag eine lange Strecke entlang des Flusses, aber innerhalb der Stadtgrenzen, gefahren sind, ist die urbane Umgebung nun so gut wie vorbei. In der Ferne warten die Berge auf uns. Der Radweg ist herrlich breit und bei nicht zu heißer Sonne ein Genuss. Nach etwa 10 Kilometern biegen wir links ab. Wahoo ruft sofort: "Steigung! Vor uns liegen 17 Kilometer mit einer durchschnittlichen Steigung von 4,5 Prozent, ein schöner langer Lauf. Man beachte, dass es ein wenig bergab geht, so dass die durchschnittliche Steigung etwas höher ist.
Alpen, Dolomiten oder doch nur Deutschland?
Sobald der Anstieg richtig losgeht, muss ich ein paar Mal blinzeln. Träume ich etwa? Bin ich in Deutschland oder doch in einem anderen Alpenland, oder doch heimlich in Italien? Es ist ein schöner Wechsel von Almwiesen und schönen Felswänden. es fühlt sich an wie der typische Alpenaufstieg. Auch wenn das bedeutet, dass wir nicht offiziell in den Alpen sind. Das Besondere ist, dass wir nur 6,5 Autostunden von Utrecht entfernt sind. Mit dem Zug ist man sogar in weniger als sechs Stunden dort. Der erste Teil des Anstiegs ist wirklich zum Aufwärmen gedacht. Die Steigungen liegen kaum über fünf Prozent, so dass wir uns gut unterhalten, Fotos machen und die Landschaft genießen können. Traditionelle Bauernhöfe und kleine Dörfer wechseln sich ab. Bei Namen wie St. Peter und Sägendobel fühlt man sich tatsächlich wieder wie in Deutschland. Der Wald bietet ausreichend Schutz vor der brennenden Sonne, auch wenn es sich nicht vermeiden lässt, eine Zeit lang über offene Felder zu fahren.
Das echte Ding
Nach St. Peter beginnt dann die eigentliche Arbeit. Hier kommen auch die ersten Kehren, oft ein Zeichen dafür, dass die Prozente in den zweistelligen Bereich gehen. Es bleibt recht grün und wird es auch fast bis zum Gipfel bleiben. Dieser Gipfel liegt zwar nur auf 1.200 Metern, aber um dorthin zu gelangen, müssen einige steile Abschnitte überwunden werden. Hier steigen die Höhenmeter auf 11 Prozent, auf einem Kilometer sind es durchschnittlich neun Prozent. Das ist keine leichte Aufgabe. Dieser Teil des Anstiegs ist auch viel unregelmäßiger als der erste Teil. Was jedoch auffällt, ist, dass man trotz der Länge von über 17 Kilometern nicht das Gefühl hat, hier oben Zivildienst zu leisten. Auch die Aussicht oben (in der Nähe der Gaststätte Bergkandel) tut ihr Übriges! Leider können wir die Abfahrt nach Waldkirch wegen "Sprengarbeiten" nicht machen. Also kehren wir um.
Kaffeestopp im Glottertal
Auf dem Weg nach unten nehmen Dennis und ich eine kleine Änderung an der Route vor. Dabei verlieren wir unseren Radkumpel Mark. Ein kleiner Anflug von Panik macht sich breit, und da wir keinen Telefonempfang haben, machen wir uns wieder auf den Weg nach oben. Wer weiß, vielleicht liegt Mark ja in einem Graben? Kurz bevor wir eine richtige Suche starten wollen, hat das Telefon wieder ein paar Balken Empfang. Nach dreimaligem Klingeln höre ich Marks Stimme klar und deutlich: "Wo bist du? Ich bin im Hotel! Ein Seufzer der Erleichterung. Dennis und ich biegen in Richtung Glottertal ab, wo wir nach einer herrlich hügeligen Abfahrt einen Kaffee- und Kuchenstopp einlegen wollen. Bei Thomas Weiss ist es herrlich. Bei einem Preisniveau, das fast wie aus der Vorkriegszeit anmutet, schmecken der Kuchen und der Kaffee besonders gut.
Überquerung des Kaiserstuhls, das Muss in diesem Gebiet
Wir hatten die Wahl, in Richtung Titisee zu fahren, aber am Ende haben uns die Bilder und Google von der Route in Richtung Kaiserstuhl überzeugt. Der sogenannte Texas Pass, den wir bereits zuvor genannt haben, ist unser Hauptziel. Wir sehen Ranken, schöne Kurvenlinien und einen relativ leichten Aufstieg. Los geht's. Vorher müssen wir aber noch quer durch die Felder und um überhaupt zum Kaiserstuhl zu kommen, muss man auch noch einige Reben überwinden. Tipp vom Metzger: Die Reben liegen an einem Hügel und der ist oft steil. Ergebnis: Wadenbisse, die den Höhenmesser tiefrot werden lassen. Die Bilder hingegen machen vieles wieder wett. Mark folgt uns mit dem Auto und wartet schließlich am Kaiserstuhl auf uns.
Er enttäuscht nicht.
Auf den Bildern sieht es schon ganz nett aus. Das zu sagen, ist eine Untertreibung. Vor Ort angekommen, fahren wir den kurzen Texas Pass hinauf zum Kaiserstuhl. Denn so fühlt es sich wirklich an, wenn wir auf dem Aussichtspunkt stehen. Was für ein wunderschönes Bild bietet sich uns da. Weinreben, Haarnadelkurven, ein Ausblick, der einem für einen Moment das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt.
Nur ein weiterer Umweg
Nach unserem kurzen Fotoshooting, das Ergebnis ist es wert, fahren wir zurück in Richtung Freiburg. Die von uns gewählte Route führt uns über einen weiteren der bekannten Bergrücken. Was der Routenplaner nicht anzeigt, ist, dass wir für einige Kilometer über weiße Schotterpisten....bergaf werden. Das war nicht ganz so geplant. Sei's drum. Es ist nicht selbstverständlich, dass wir das tun. Als wir am Ende der Abfahrt eine Taverne erreichen, trinken wir noch eine Tasse Kaffee. Als wir bezahlen wollen, gibt es eine kleine Überraschung: hier kann man nur mit Bargeld bezahlen. Da steht man nun, mit insgesamt 6 Zahlungskonten, aber null Möglichkeit, tatsächlich zu bezahlen. Na ja. Der Witz: 'wenn wir abwaschen können' ist definitiv gemacht. Zum Glück bekommen wir einen Zettel mit einer Kontonummer und alles kann geregelt werden. Wir kehren wieder nach Hause zurück.
Studentenstadt Freiburg
Freiburg ist eine echte Studentenstadt. Sie erinnert mich sehr an die verschiedenen niederländischen Studentenstädte. Kompakt, übersichtlich und es herrscht eine lebendige Atmosphäre. Bürgermeister Lenferink aus Leiden, der Stadt, in der ich einmal studiert habe, sagte bei jeder Einführungswoche, dass die Stadt wieder lebendig wird, wenn die Studenten aus den Ferien zurückkehren. Wenn wir eine kurze Führung zu einigen der Highlights der Stadt bekommen, darunter das Münster (große Kirche), die neue Bibliothek (architektonisch sehr interessant) und durch die Hauptstraße und die Stadttore, wird die Stadt wirklich lebendig. Es ist so schön, nach einem langen Radtag zurückzukommen und sich auf eine Terrasse zu setzen. Oder ein Bad in der Dreisam zu nehmen, dem Fluss, der die Stadt prägt und auch bereichert.
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Caffè Bicicletta - typisch deutsch
Als wir fast wieder im Hotel sind, haben wir noch etwas Unmut. Ein platter Schlauch, ein schneller Wechsel. Jetzt sind wir in der Nähe des Freiburger Fahrradcafés, Caffè Bicicletta. Ein großartiger Ort für einen Espresso, einen Cappuccino oder einfach nur, um Ihr Fahrrad zu reparieren. Wir schauen mal rein. Der Besitzer Martin Allmendinger ist ein Fahrradfanatiker mit einer klaren Meinung. Über das Leben, über Fahrräder, über Kaffee. Auch jemand, der gerne hilft. Wir dürfen die Werkstatt benutzen, die sich bald in eine komplette DIY-Session verwandelt, in der Martin keine Angst hat, seine Hände die Arbeit machen zu lassen. Wir trinken eine Tasse Kaffee (den besten Milchkaffee und Cappuccino in Freiburg, sagen die Einheimischen), ein lokales alkoholfreies Gebräu und unterhalten uns über die Besonderheiten im Peloton. Der beste Ort für einen 'Boxenstopp', wie es dann so schön heißt.