Wenn die Giro d'Italia für Männer vorbei ist, konzentriert sich das Radsportfeld auf die Vorbereitungen für die Tour de France. Dazu gehören traditionell die Dauphiné, die Tour de Suisse und seit kurzem auch die Slowenien-Rundfahrt. Im Schatten dieser Veranstaltungen organisiert Extragiro den gleichnamigen Extra Giro, der im Volksmund auch als Baby Giro bekannt ist. Dieser Ritt für Fahrer unter 23 Jahren führt in einem kurzen Zeitraum durch verschiedene schöne Regionen, darunter dieses Jahr, 2022, durch die Emilia Romagna. Cycling Destination war dieses Jahr dabei, um die Regionen zu erkunden. Entdecker Wouter war mit dem Fahrrad in Italien unterwegs, und wenn man seinen Erzählungen Glauben schenken darf, möchte er sofort wieder einen Radurlaub in Italien machen. Was ist Ihre Lieblingsregion?
Text: Wouter van den Boogard, Fotos: Paolo Ciaberta
Rund um Imola
Als ich das Programm für die Reise nach Italien erhalte, fällt mir sofort ein Juwel des italienischen Motorsports ins Auge. Die Rennstrecke von Imola ist eine Ikone. Nicht nur für die Autos, sondern sicherlich auch für die Motorräder, die dort jedes Jahr ihren GrandPrix absolvieren. Im Jahr 2020 hat diese Strecke mit der (improvisierten) Weltmeisterschaft, die in der Emilia Romagna ausgetragen wird, eine neue Dimension erreicht. Jeder wird sich an die Siege von Filippo Ganna, Anna van der Breggen und Julian Alaphilippe erinnern. Die rot-weiß-grünen Bordsteinkanten waren eine wunderbare Kulisse für etwas, das mit viel Glück und unter Druck organisiert werden musste. Wir gehen auch in diese Richtung. Auf geheiligtem Boden zu fahren, hat eben etwas Besonderes. Genau wie das Fahren über Zandvoort, Spa oder, sagen wir, die Yas Marina Rennstrecke. Ich kann es kaum erwarten.
Auto hat immer noch Vorfahrt
Als wir am Freitag in Bologna ankommen, warten bereits frische Pasta und Cannoli auf uns. Das ist Radfahren in Italien in einer Nussschale. Denn natürlich muss man gut essen, wenn man die hügelige Umgebung der Emilia Romagna bezwingen will. Wir haben noch eine kurze Fahrt nach Imola vor uns, eine Strecke von fast 30 Kilometern auf der UCI-Weltcupstrecke. Eine weitere Realität in Italien: So schön es auch klingt, das Auto hat immer noch Vorrang. Am Ende ist die Strecke wegen einer Rennveranstaltung gesperrt. Das ist einfach schade. Die Strecke ist wunderschön und führt durch hügelige Landschaften. Ein wunderbares Warm-up für die kommenden Tage, wenn wir den 36 (!) teilnehmenden Teams hinterherfahren. Wir sind nach dieser Fahrt perfekt untergebracht in Hotel Antico Borgo von wo aus wir auch die Teampräsentation verfolgen.
Straße Panoramica
Während die Dolomiten oder beispielsweise der Ätna ikonische Bilder für den "großen" Giro d'Italia liefern, wählt der ExtraGiro eine etwas andere Route. Die Region um Cesenatico ist zwar nicht die schönste, dafür aber eine Region voller Radsportgeschichte. Vom Hotel aus haben Sie mehrere Möglichkeiten, zum Beispiel entlang der adriatischen Sonnenküste, wo die Orte Rimini, Riccione und Cesenatico so manchen Sonnenanbeter in Verzückung versetzen. Viele Radsportler werden vor allem Cesenatico besuchen wollen, als Ode an Pantani.
Italienisches Flugzeug
Die Region in der Nähe des Hotels an der Küste ist größtenteils flach, aber bei einer Fahrt von etwa 100 km kann man sicherlich eine ganze Reihe von Höhenmetern sammeln. Zumindest, wenn das Ihr Ziel für einen Urlaub ist. Wenn Sie die Beine wirklich testen wollen, finden Sie in Santarcangelo einen kleinen steilen Anstieg von +10%. Sehr steil, aber definitiv lohnenswert. Wir selbst hatten nach 33 km ein kleines mechanisches Problem. Zum Glück ist innerhalb von 15 Minuten ein Auto vom Hotel vor mir und ich werde zurück zur Küste gefahren. Das Fahrrad wird sofort vom Hotelmechaniker repariert. Das nenne ich Service!
Zurück zum Start und der Via Panoramica
Nach dieser Route und einer kurzen Fahrradpause ist es Zeit, nach Gradara zu fahren, um den Start des Giro U23 zu erleben. Wir besuchen die Teams und erleben die Spannung des Rennens vor der ersten Etappe. Nach der Abfahrt des Pelotons fahren wir in direkter Linie zur Küste, um einen Teil der Küste zu sehen. Straße Panoramica zu fahren. Sehr empfehlenswert für schöne Aussichten, Klippen und Weinberge. Die Dörfer wie Fiorenzuola di Focara und Casteldimezzo sind eine wahre Freude. Die schönen alten Gebäude und die typisch italienische Atmosphäre machen sofort Lust auf einen Espresso und eine gute Pasta. Radfahren in Italien ist wunderbar, vor allem abseits der sommerlichen Touristenströme.
Leider haben wir dieses Mal weniger Zeit, um voll in die italienische Kultur einzutauchen. Es geht direkt weiter zum Ziel in Gabicce Monte, dem gleichnamigen Laden in der Via Panoramica. Wir kommen mit der brasilianischen Besitzerin Cecilia ins Gespräch. Sie lebt seit 20 Jahren in Italien und organisiert Radtouren und Urlaube an der Küste und in anderen Gegenden des Landes. Immer noch besonders, wie eine Brasilianerin hier wieder landet.
Radfahrende Hotels
Dass Italien total radverrückt ist, sollte mittlerweile kein Geheimnis mehr sein. Vor allem auch in der Emilia-Romagna, wo Lokalmatador Pantani auch posthum omnipräsent ist. Während unserer Reise übernachten wir eine Nacht in der reizvollen Lungo Mare Fahrradhotel. Hier ist alles auf den Radfahrer ausgerichtet, mit einem Abstellraum, einer Fahrradwaschanlage und einer Schlüsselecke. So sind Sie bereit, die Region auf den Spuren von Il Elefantino zu entdecken. Natürlich mit einem leckeren Doppio, bevor es losgeht. Denn wenn etwas italienisch ist, dann ist es die Kaffeekultur. In Italien gibt es noch viele solcher Radhotels. Für uns ist ein solches Basecamp eine gute Voraussetzung für einen gelungenen Radurlaub.
Ab in die Fabrik
Im Gegensatz zu dem, was alle immer denken, sind Pressereisen harte Arbeit. Warum eigentlich? Eine Region und ihre Partner wollen zeigen, was sie alles zu bieten hat. Das bedeutet nicht selten lange Tage auf der Straße mit einer Kombination aus Radfahren, Essen, Kultur und obligatorischen Besuchen. Vor allem in südlichen Ländern wird noch gerne nach dem Motto gearbeitet: 24 Stunden am Tag und dann haben wir noch die Nacht. Das wäre Musik in den Ohren von Künstlermanager Jaap Buijs gewesen.
Früh aufstehen
So auch am Sonntag unserer Reise, Tag 3. Wir stehen früh auf für einen Besuch in der Wilier-Triestina Fabrik und Hauptsitz in der Region Venetien. Ein wunderbarer Einblick in mehr als ein Jahrhundert Fahrradgeschichte. Für einen Radsportfan wie mich gibt es mehrere wunderbare Fahrräder zu entdecken. Marco Pantanis Fahrräder und Ivar Sliks Schotterfahrrad, mit dem er Unbound gewann, ragen dabei besonders heraus. Sollten Sie jemals die Gelegenheit haben, einen Blick in eine Fabrik zu werfen, lassen Sie sich die Gelegenheit nicht entgehen!
Radfahren in Italien: Gardasee
Nach einem Transfer nach Arco, das nördlich des Gardasees liegt, kommen die Räder wieder raus. Denn wer die Region kennt, weiß, dass es auch hier schön ist, Rad zu fahren. Schon bald müssen wir unsere Beine für einen etwa sechs Kilometer langen Anstieg in die Pflicht nehmen. Die Prozentsätze waren recht angenehm mit etwa 5 a 6% konstanter Steigung. Ein toller Trainingsanstieg, um die eigenen Kletterfähigkeiten zu testen und zu verbessern. Ich wurde von Alberto Neri gesegnet, um alleine aufzusteigen und oben umzudrehen, um ein paar schöne Fotos zu machen.
Weiter nach Pinzolo
Wir fahren ein Stück weiter in Richtung Pinzolo (dem Zielort des Giro an diesem Tag) und kommen am Lago di Tenno vorbei. Ich habe sofort Lust, dort Urlaub zu machen. Was für ein schöner See mit wenig spürbarem Tourismus. Vielleicht liegt es an den Temperaturen, denn inzwischen hat das Thermometer auf dem Wahoo etwa 34 Grad. Zeit für einen kurzen Stopp und eine schöne Cola. Obwohl: ein kurzer Halt wird es nicht sein. Die Italiener nehmen sich immer viel Zeit für alles.
Auf der Passhöhe des Daone-Passes können Sie die letzten 25 km nach Pinzolo über einen Radweg entlang des Wassers oder über die Nationalstraße zurücklegen. Der Radweg schlängelt sich links und rechts und hat häufig keine Vorfahrt. Die SS239 hat einen guten Asphalt und ist die schnellste Variante. Wir treten ein bisschen in die Pedale und kommen 10 Minuten vor dem Sieger an, und zum Glück müssen wir nicht in ein anderes Dorf fahren. Das wohlverdiente Eis schmeckt hervorragend.
Der letzte Tag
Rennrad eingetauscht gegen ein e-MTB von Cicli Neri. Heute liegt der Schwerpunkt auf dem Off-Road Dolomiten ein. Nachdem wir ein wenig mit den Profis in der Neutralisation über den Asphalt gefahren sind, geht es ins Gelände. Was für tolle Aussichten und ein Netz von ungepflasterten Wegen. Auch ohne Akku und Fahrrad ist es für den geübten Radfahrer durchaus machbar. Wie so oft in den Bergen, schlug das Wetter plötzlich um und wir bekamen ein großes Gewitter aufs Dach. Also suchten wir Schutz in einem Kuhstall. Nach dem Regen fuhren wir weiter hinauf nach Madonna di Campiglio. Die im Voraus geplante Route war wegen Wartungsarbeiten gesperrt, aber mit Hilfe von Komoot haben wir schnell eine neue Route gefunden. In dem luxuriösen Skidorf Madonna di Campiglio gibt es glücklicherweise ein Restaurant, in dem wir leckere Paninis essen können. Das ist das Leben.
Zeit, wieder zu gehen
Wie gesagt: Bei einer Pressereise geht es schließlich darum, viel in wenig Zeit zu erledigen. Richtiges Genießen ist also nicht angesagt, denn aufgrund des vollen Programms müssen wir wieder los. Radfahren in Italien geht zwar piano piano", aber wenn es um das Programm geht, ist es schön voll. In zügigem Tempo geht es wieder hinunter nach Pinzolo, wo die Dusche im Hotel auf uns wartet. Von hier aus sind es nur noch knapp drei Stunden bis Mailand für den Rückflug. So beenden wir vier schöne Tage in Italien auf eine angemessene Weise.
ExtraGiro 2022
Die ExtraGiro ist eigentlich eine Sammlung von Rennen, von denen der Giro d'Italia für die unter 23-Jährigen der Höhepunkt ist. In sieben Etappen fahren diese jungen Fahrer quer durch Italien. Von Gradara nach Argenta und dann in die Berge. Schöne Strecken zum Radfahren in Italien. Denn erst geht es in die Dolomiten, dann nach Cuneo, wo die Geister von Bartali und Coppi noch lebendig sind. Viel schöner geht es nicht mehr, oder?