Wer eine schöne Schotterstrecke im Wattenmeer sucht, sollte sich Mühe geben. Eigentlich. Schließlich werden hier Felder für den Ackerbau genutzt und ein großes Wald- oder Naturschutzgebiet gibt es in dieser Region fast nicht. Hier gibt es keine Hipster mit Lenkertaschen und Holzfällerhemd. Die Wirtschaftswege haben Betonplatten. Der Radschnellweg von Winsum nach Groningen und umgekehrt ist sauber und aufgeräumt. Hier gibt es keinen Muschelpfad. Asphalt außerhalb der Dörfer. Kopfsteinpflaster rund um die Kirche. Schotterfahrrad. Der 'Grunninger' lacht darüber. Nichts für ihn.

Radfahrer laufen (zu) Spoke in Groningen
Aus dem Keller (oder ist es die Küche) schießt ein lustiger Mann nach oben. Während einer von uns den Barista von Spaak im Gespräch hält, wendet sich meine Aufmerksamkeit dem Mann aus dem Keller zu. Aus seinem Mund ertönt ein scharfes 'moi'. Groningen für 'hallo, hallo, auf Wiedersehen' und viele andere Formen der Begrüßung. Als ich nach Martijn frage, sagt er lachend: 'Offiziell bin ich das! Was dann das Inoffizielle ist, erfahre ich nicht. Es entwickelt sich ein nettes Gespräch über das Unternehmen Speichendarüber, warum wir hier sind und über das Radfahren. Martijn ist mit Leidenschaft bei der Sache. Er ist in der Küche, im Laden und plötzlich ist er auch wieder weg. Auf dem Weg zu einem Kunden und für eine Besorgung vor der Tür.




Das Unternehmen Speichen ist eine nette Mischung aus Café, Fahrradverkauf und Reparatur. Verständlicherweise ist dies ein spezielles Shimano Sevice Center und auch eine Verkaufsstelle für Focus Fahrräder und Fahrräder von Schindelhauer. An jedem Wochenendtag starten und enden die 'Speichenfahrten' auf der Oude Boteringestraat im Zentrum von Groningen. In dieser Hinsicht ist es ein Geschäft mit Leidenschaft. Schönes Heimkommen.


Alle gegen
Gegenwind Dafür ist die Region bekannt. Man kann das Wattenmeer in einem Atemzug mit Wind nennen. Daher zieren auch die Windmühlen die Landschaft. Das Wortspiel 'Wad a wind' ist inzwischen sehr abgenutzt. Der Wind bläst einem kräftig ins Gesicht. Den Rotz vor den Augen nennt man das. In diesem Fall wörtlich. Weitermachen, egal was passiert. Durch den Gegenwind sieht man noch besser, wofür die Region berühmt ist: ihre Weite. Gerade Straßen. Felder. Ausblicke. Von Groningen nach Appingedam ist es fast eine gerade Linie. Mit einiger Mühe gelingt es uns, ein Stück unbefestigte Straße zu fahren. Thesinge bietet eine Lösung


Abgehängte Küchen
In der kleinen Stadt Appingedam prallen Alt und Neu aufeinander. Wer die Stadt betritt, muss sich erst durch die neuen Gebäude kämpfen, bevor er in das stimmungsvolle Zentrum gelangt. Viele Niederländer werden Appingedam nur aus dem Topographieunterricht kennen. In der Reihenfolge Appingedam, Stadskanaal, Delfzijl. Mit der Eems und dem Dollard in der Klemme. Wer in Appingedam ein Einkaufszentrum aus den 1970er Jahren erwartet, wird enttäuscht sein. Appingedam hat Atmosphäre. Im Zentrum von Appingedam ist das Phänomen der hängenden Küchen die Hauptattraktion der Stadt. Interessantes Detail: Normalerweise gibt es in Städten auch solche hängenden Strukturen. Diese enthalten dann aber keine Küchen, sondern die Abflüsse. Die drei Küchen sind ein tolles Fotomotiv im Herzen des Städtchens.

In der Kirche essen, in der Synagoge schlafen
Viele Kirchen in den Niederlanden sind in Wohnräume, Schulungsräume oder Restaurants umgewandelt worden. Beispiele gibt es viele. Die schönste Buchhandlung der Niederlande, Waanders in de Broeren, ist vielleicht die Krönung. Ebenfalls in Appingedam befindet sich Restaurant die Basilika dem Rückgang der Kirchenbesucher zum Opfer gefallen und in ein stimmungsvolles Restaurant umgewandelt. Hier finden Sie reine und lokale Produkte. Die Gastronomie der Region spiegelt sich meist in der Senfsuppe wider. Diese steht in fast jedem Restaurant auf der Speisekarte. Nach drei Versuchen in zwei Tagen habe ich es herausgefunden. Es ist eine Kunst, eine gute Senfsuppe zuzubereiten. Diese Kunst beherrschen sie hier ganz sicher. Bemerkenswertes Detail: Diese Kirche beherbergt heute eine Sektkellerei an der Stelle des ehemaligen Taufbeckens. Zur Kirche gehört auch ein B&B. Es befindet sich in einer Synagoge. Sie haben auch ein Café. Wo sich das befindet, weiß ich nicht. Eigentlich ist das alles sowieso nicht Gott.


G(r)on(ing)e(n) mit dem Wind
Die Landschaft zwischen Appingedam und dem nordwestlichen Loppersum ist ein Mosaik aus Lehmboden und Feldern. Manchmal fallen die beiden zusammen, manchmal nicht. Die Eisenbahnlinie zwischen Groningen und Roodeschool bildet dabei eine unnatürliche Trennung. Die Bewohner dieser Region machen keinen Hehl aus ihrer Herkunft. Hier gibt es eine aktive Beflaggung. Nicht nur in der Farbe des Groninger Quadrats, sondern auch für die Ukraine. So komisch es auch klingt, es sorgt für zusätzliche Farbe. Farbe, die sich in den Backsteinhäusern wiederfindet. Unser vorherige Route führte auch teilweise durch diesen Teil von Groningen. Hier stößt man immer wieder auf Wege, die zum Graben einladen. Sehr oft enden sie am Anfang einer Wiese, wo man nicht mehr weitergehen kann. Es ist buchstäblich schwer, unbefestigte Wege zu finden.



Middelstum
Rund um Middelstum, etwa in der Mitte der Provinz, liegt ein typisches Wäldchen, wie wir es aus den Vororten kennen. Als ob die Gemeinde daran gedacht hätte, gibt es einen Muschelpfad durch ihn. Den kann man auf verschiedene Arten befahren. Schotterliebhaber werden sagen, ja! Wir biegen zu einer schönen Borg ab, die ebenfalls von einem Schotterweg umgeben ist. Hierher kommen die Einheimischen gerne, aber hauptsächlich, um mit dem Hund spazieren zu gehen. Für die Schotterfreaks ist das nur ein Muschelpfad. In Groningen, das nur spärlich mit Schotterstreifen übersät ist, ist das eine willkommene Abwechslung.
Da kann man doch nichts falsch machen, oder?
Mehrmals biegen wir auf dieser Strecke in einen Weg ein, der geradezu zum Fahren einlädt, nur um nach 200 Metern wieder umzukehren. Vielleicht sollten wir einfach die örtlichen Bauern dafür bezahlen, dass wir über ihre Weiden reiten. Als Alternative fahren wir also öfter neben der Straße als auf ihr. Entlang vieler asphaltierter Wege gibt es einen schönen Schotterweg. So bekommen wir doch noch die gesuchten unbefestigten Meter. Hinter Ten Post folgen wir einem kleinen Bach in Richtung Krangweer. Hier gibt es einen schmalen Betonweg mit einem schönen breiten Schotterstreifen daneben. Das ist sehr angenehm. Weiter hinten ist es auch etwas nass. Das Fahrrad muss und wird schmutzig zurückkommen!



Fair ist fair
Das Wattengebiet eignet sich hervorragend für Schotterwege. Es gibt viel Wiese, viel Platz und auf der Karte sieht man viele kleine Wege. Aber wenn man im Wattenmeer nach Schotter sucht, beschränkt sich das auf kürzere Streifen, Wege und hier und da ein Stück Gras. Die Strecke, die wir gefahren sind, war trotzdem angenehm. Mit schönen, kurvenreichen Straßen entlang des Wassers, durch die Natur und die Weite der Landschaft. Wir können uns noch nicht die Schotterkönige von Groningen nennen. Aber schön war es.