Wenn Sie eine mehrtägige Radtour durch die Berge unternehmen und unterwegs campen möchten, ist es Schweiz ein perfektes Ziel. In der Schweiz gibt es nicht weniger als neun nationale Fernradwege, die in mehrere Etappen unterteilt sind. Wenn Sie also vorhaben, mit dem Fahrrad durch die Schweiz zu fahren, beginnt Ihr Abenteuer auf der Schweizmobil Website. Mit Schweizmobil und Komoot können Sie die schönsten Velotouren planen. Mit der Premium-Version von Komoot kann man bequem mehrtägige Touren planen und auch nach Übernachtungsmöglichkeiten suchen. Für meine Tour habe ich Teile der Rheinstrecke 2 und die Rhone-Route 1. Beide Routen sind sehr gut ausgeschildert.

Kajakfahren für den Anfang
Mein Bikepacking-Abenteuer in der Schweiz beginnt nur einen Steinwurf von der Rheinschlucht entfernt, dem Grand Canyon der Schweiz. Bevor ich mein schwer bepacktes Schotterfahrrad bestieg, erlebten wir hier auf den "weißen Wassern" des Rheins mit einer Gruppe von Frauen ein fantastisches Kajakabenteuer. Zwei Tage lang schipperten wir den Rhein entlang, vorbei an hohen weißen Felsen und beeindruckenden Steinformationen. Wenn Sie also neben dem Radfahren noch andere Sportarten entdecken wollen, buchen Sie ein unvergessliches Wildwassererlebnis bei Kanoschule Versam Und fragen Sie nach der niederländischen Fremdenführerin Maud!
Magisches Camping im Alpental
Die erste Etappe meiner Bikepacking-Reise ist eine harte und schöne Strecke von fast 50 Kilometern und 1000 Höhenmetern. Über schöne Schotterwege radle ich hauptsächlich am Rhein entlang. Die ersten Kilometer entlang des Flusses liegen meist im Schatten hoher Bäume, was bei diesem Spätsommerwetter keine Strafe ist. Die Strecke schlängelt sich entlang des Flusses und geht auf und ab, bevor nach etwa 30 Kilometern der erste richtig steile Anstieg mit teilweise Steigungen zwischen 10 und 12% beginnt. Nach einer kurzen Abfahrt folgt zuerst ein mörderischer Anstieg nach Disentis/Müster mit sogar 14% und dann ein langer, sanfterer Anstieg nach Sedrun. Dort radle ich zu einem der besten Campingplätze für meine erste Übernachtung: Camping Viva. Die junge Besitzerin ist unglaublich freundlich, das Essen und der selbstgebackene Kuchen unglaublich lecker, und die Aussicht ist zauberhaft. Ich bedaure fast, dass ich nach einer Nacht auf dem Campingplatz weiterziehen muss.
Klettern mit Rucksack
Nach einer kalten Nacht und damit viel Kondenswasser, heißt es erst einmal geduldig warten, bis die Sonne das Tal erwärmt und ich das Zelt trocknen lassen kann. Dann packe ich alles wieder zusammen, um die nächste Etappe in Angriff zu nehmen. Heute stehen zwei Alpenpässe auf dem Programm, der Oberalppass und der Furkapass. Aber zunächst einmal nehmen wir den ersten Alpenriesen in Angriff. Radfahren in den Bergen ist natürlich ohnehin eine ernste Angelegenheit. Mit vollem Gepäck auf dem Rad Berge zu erklimmen, ist schon etwas Besonderes. Zugegeben, ich habe das ganze Jahr über viel trainiert und mir sogar einen Trainer zugelegt.
Radfahren als Kunst
Aber das ist wirklich eine Kunst. Ein Tempo zu finden, bei dem man nicht ins Minus schießt. Sich ab und zu eine Verschnaufpause und einen Drink zu gönnen. Und sich überhaupt nicht um seine Geschwindigkeit zu kümmern. Langsam nähere ich mich dem Oberalppass und beginne den Anstieg. Kurvenreiche Haarnadelkurven. Sich nicht von dem steilen Stück in der Ferne abschrecken lassen. Den Puls wieder unter Kontrolle zu bekommen, nachdem dich ein Spinner im Auto mit seiner Hupe zu Tode erschreckt hat. Im Jetzt zu sein und nicht zu viel darüber nachzudenken, wie lange, wie viele Höhenmeter noch. Und dann ist man plötzlich da. Auf einer Höhe von 2044 Metern. Auf der Spitze des Oberalppasses. BÄM. Ich habe es geschafft.
Gewitter und das (Er)Kennen der eigenen Grenzen
Oben auf dem Oberalppass, wo der Rhein entspringt, werde ich von drei holländischen Motorradfahrern freundlich empfangen. Ich stecke mir den Oberalppass-Stempel ans Handgelenk, posiere beim Leuchtturm und lasse mich dann mit einem grossen Stück Schweizer Kuchen verwöhnen. Währenddessen schauen die Holländer immer wieder auf ihre Handys, denn in der Ferne ziehen Gewitter auf. Dunkle, bedrohliche Wolken hängen zwischen den Berggipfeln im Westen.
Ich weiß: Dort wartet tatsächlich der nächste Pass. Der berühmte Furkapass. Noch einmal ich weiß, wie viele Höhenmeter mit all den schweren Taschen. Und dann wahrscheinlich im strömenden Regen und bei Blitz und Donner. Es ist genug gewesen, beschließe ich. Ich brauche mich nicht mehr zu beweisen. Das ist alles schon hart genug. Nach dem Kuchen verabschiede ich mich von den Bikern und fahre vorsichtig hinunter nach Andermatt. Dort fahre ich zum Bahnhof und buche ein Zugticket nach Rickingen. In Rickingen finde ich einen Campingplatz mit einem alten Wohnwagen, wo ich zwei Nächte bleiben kann. Der Grund dafür ist, dass auch für den nächsten Tag unglaublicher Regen vorhergesagt ist. Das Zelt bleibt eingepackt, und während dicke Schauer auf das Dach des Wohnwagens prasseln, grinse ich zufrieden. Manchmal ist es viel mutiger, die eigenen Grenzen zu kennen, als einfach weiter zu stapfen.
Wandern in den Bergen ist auch ein Sport
Wenn man erst einmal in den Rhythmus der täglichen Bewegung gekommen ist, will man an einem Ruhetag nicht nur mit hochgelegten Beinen Bücher lesen. Und während Radfahren im Regen nicht mein Ding ist, habe ich damit beim Wandern weniger Probleme. Also ziehe ich eine Regenjacke und meine Teva-Sandalen an und suche mir eine schöne Wanderroute vom Campingplatz aus. Das Wandern in den Bergen entpuppt sich auch als Sport. Ich mache eine schöne Tour von über 11 Kilometern mit 560 Höhenmetern, wobei der höchste Punkt bei 1780 Metern liegt. Völlig durchnässt und mit Blasen an den Füßen kehre ich zum Campingplatz zurück. Müde, aber zufrieden. Morgen kann ich den Buggy wieder gegen mein Stahlross tauschen.
Entdecker im Binnentall
Auf Anraten von Lillie Rumpf (Cycling Heidi) fahre ich am nächsten Tag von Ritzingen nach Brig und von dort mit Zug und Bus nach Villars-sur-Olon, wo ich am nächsten Tag mit Lillie einen Tag lang ohne Gepäck schottern werde. Laut Lillie ist der Teil ab Brig viel weniger schön. Kurz vor Steinmatten schickt mich die Route plötzlich scharf nach rechts, und eine unbefestigte Abfahrt beginnt, bei der man sich fragt, ob sie für Radfahrer gedacht ist. Bremsend, schreitend und den Atem anhaltend erreiche ich den tiefsten Punkt dieser Schlucht. Hier überquert der Weg mit einer Brücke den wild tosenden Fluss Binna. An dieser Stelle fühle ich mich wirklich wie ein Entdecker auf einem Fahrrad. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen, ich bin hier wirklich ganz allein. Dieser Ort ist wirklich atemberaubend schön.
Graben mit Radfahren Heidi
Auf Einladung von Alpes Vaudoises darf ich in Villars-sur-Olon für zwei Nächte das Zelt und die Isomatte gegen ein schönes Bett tauschen. Die schweren Taschen bleiben einen Tag lang vom Rad und ich mache eine schöne Schotter-Tour mit Cycling Heidi (Lillie Rumpf). Unter anderem erklimmen wir den Col de la Croix. Mehr über diese Tour können Sie hier lesen: Schotter in den Alpes Vaudoises: ein fantastisches Schweizer Abenteuer.
Weinberge und Genfer See
Zeit für die letzte Etappe. Ich packe wieder die Taschen und lade sie auf mein Fahrrad. Dieser Tag beginnt mit einer Abfahrt von Villars-sur-Olon nach Aigle, wo ich einen Zwischenstopp im UCI World Cycling Centre einlege. Dann lasse ich die hohen Berge langsam hinter mir und fahre über den Genfer See und vorbei an wunderschönen Weinbergen zu meinem endgültigen Ziel: Lausanne. Von Lausanne aus fahre ich mit dem Zug nach Basel, wo ich noch eine Nacht schlafe, bevor ich wieder nach Hause fahre. Das war's. Meine Radtour durch die Schweiz. Weniger Kilometer, weniger Höhenmeter und weniger Camping, als ich mir vorher vorgestellt hatte. Aber nicht weniger beeindruckend. Ich nehme die schönsten Orte in meinem Herzen mit. Und ich bin stolz auf mich. Vor allem auf die Momente, in denen ich es gewagt habe, mich für ein bisschen mehr Komfort zu entscheiden. Denn das Abenteuer fühlt sich immer noch genauso großartig an.
Reiseübersicht: Etappen und Übernachtungen
Tag 1: Ruschein - Rueras Sedrun
Übernachtung: Camping Viva https://www.campingviva.ch/galerie
Tag 2: Rueras Sedrun - Ritzingen (bis Andermatt - dann Zug)
Übernachtung: Alter Wohnwagen (Mobilheim) auf Camping Brigga: https://www.campingbrigga.ch/
Tag 3: Ritzing
Route Wanderung vom Brigga-Campingplatz in Ritzingen:
Tag 4: Ritzingen - Brig
Übernachtung: Villars Lodge https://www.villarslodge.ch/
Tag 5: Graben mit Radfahrerin Heidi aus Villars-sur-Olon
Übernachtung: Villars Lodge https://www.villarslodge.ch/
Tag 6: Villar-sur-Olon - Lausanne - Basel
Übernachtung: Basel-Rucksack https://baselbackpack.com/
Reise
Ich bin mit dem Nachtzug von Utrecht nach Basel gereist und habe mein Fahrrad in einer leichten Fahrradtasche transportiert, damit ich kein separates Ticket für das Fahrrad kaufen musste. Meine Bikepacking-Taschen habe ich in einer Hülle für große Rucksäcke transportiert. Das ist zwar etwas mühsam, aber es ging ganz gut. Von Basel aus bin ich mit dem Zug nach Chur und von Chur nach Ilanz gefahren. Besonders der Teil von Chur nach Ilanz ist atemberaubend schön, da die Strecke durch die Rheinschlucht führt.
Auf dem Rückweg nahm ich den Zug von Lausanne nach Basel. Dort verbrachte ich die letzte Nacht im Basel Backpack, in der Nähe des Bahnhofs https://baselbackpack.com/. Am nächsten Tag fuhr ich mit dem Tageszug von Basel zurück in die Niederlande.
In allen Schweizer Zügen können Sie Ihr Fahrrad problemlos mitnehmen, und viele Busse haben sogar Fahrradhaken an der Rückseite des Busses. Für die Mitnahme Ihres Fahrrads im Zug zahlen Sie etwa 15 Schweizer Franken, und in einigen Zügen müssen Sie einen Sitzplatz reservieren. In einer Fahrradtasche oder einem Fahrradkoffer kann Ihr Fahrrad kostenlos mitgenommen werden.